chnaufen  Der Wind kam, wie schon die ganze Zeit über, von hinten, blies nach draußen über die Mauer hinweg. Nicht stark, hatte jedoch genügend Kraft, um die baumelnden Blättchen ein bißchen hin und her zu schaukeln oder um Gerüche von einem Teil zum anderen zu tragen. Und den Geruch der vielen Toten über die Mauer und darüber hinaus zu wehen. Der vielen Toten und der einen Lebenden. Aber welche Nase konnte so etwas wahrnehmen? Wessen Sinnesorgane waren so fein...

Da war ein Schnaufen. Das Geräusch, das heißer Körperatem erzeugte, der gegen eine Oberfläche geblasen wurde, die wie eine Art Resonanzboden funktionierte. So als würden Nüstern witternd gegen die Mauer gepreßt. Aufgeblähte Nüstern, gleichsam Blasrohre.

Irgendwo hier in der Nähe war ein Lebewesen. Es war ein Gefühl, eine Gewißheit, ein Wissen, das sich in ihr breitmachte, ohne irgendeinen weiteren hörbaren bestätigenden Beweis zu brauchen. Jeder Nerv ihres Körpers, jedes kleinste Haar auf ihrem Kopf verriet ihr das. Und je länger die Stille währte, je stärker wurde der Eindruck. So als ob, während sie den Atem anhielt und angespannt lauschte, irgendwer anderer ganz in ihrer Nähe ebenfalls mit verhaltenem Atem lauschte. Nicht nur einfach horchte. Sie mit den pulsierenden Poren des Scharfsinns wahrnahm. Durch die massive Steinbarriere wurden Bewußtseinswellen projiziert, die durch irgendeine gewaltige, im Zaum gehaltene Kraft magnetisiert waren. Irgend etwas, irgend jemand hielt sich, den Blicken verborgen, dort auf der anderen Seite auf. Pirschte sich quasi in vollständiger Bewegungslosigkeit an sie heran. - Cornell Woolrich, Schwarzes Alibi. München 1986 (zuerst 1942)

Schnaufen  (2)  Was ihm gutgetan hätte, ich rede von Monsieur, das ist eine richtige Abmagerungskur, aber das war noch nicht sehr in Mode, fast alle seine Zeitgenossen waren wie er, schmerbäuchig, geplatzte Äderchen im Gesicht, schnaufend wie die Seehunde. Das gute Essen und der Weißwein kennen keinen Pardon, der Beweis, alle hat sie der Schlag getroffen, Sie wollen doch nicht behaupten daß ein bißchen Enthaltsamkeit. . . .  Der letzte der Gesellschaft, der Antiquitätenhändler, macht auch nicht mehr lange, neulich hat mir doch seine Madame erzählt daß er dreimal ansetzen muß, wenn er die Treppe rauf will.

Bah, geht die das was an, ich verlasse diese Erde so wie es dem lieben Gott gefällt, ein Schlückchen Weißwein bringt mich auch nicht schneller ins Grab, und von wegen meine Jugend wiederfinden, auch wenn man mir dafür was bezahlte, ich will sie gar nicht. - (apok)

 

Atmen Nasengeräusch

 

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