chnarchen  Unwillkürlich fuhr ein Zucken durch meinen Körper. Aber ich atmete tief und tat so, als ob ich fest schliefe. Er leckte wieder, sog daran, preßte meine beiden Duteln, und wenn mich das Zucken schüttelte, hörte er auf. Da glaubte ich, er wolle sehen, ob ich wach sei, und stellte mich erst recht, als ob ich schliefe. Auf einmal hob er die Decke und streifte mir das Hemd in die Höhe. Mein Herz begann vor Angst und Geilheit laut zu pochen, denn noch immer glaubte ich an eine Art von Prüfung. Es war eine unbestimmte, dumpfe Vorstellung, die mich neben meiner sinnlichen Erregung beherrschte.

Behutsam, leise, schob er, im Bett neben mir sitzend, meine Füße auseinander. Ich ließ es willenlos geschehen. Als er mir aber mit der Hand über die Spalte strich, mußte ich damit zucken, und rasch hörte er wieder auf. Ich imitierte, wie von nichts zu wissen, ein leises Schnarchen.

Da schwang er sich zwischen meine Beine, und in den Armen aufgestützt, lag er über mir, ohne mich anders als mit der Schwanzspitze zu berühren. Ich konnte mich nicht halten vor Geilheit und wetzte auf und nieder, als er mir mit dem heißen Schweif leise gegen die Fut stieß. Dabei fuhr ich mit dem Schnarchen fort.

Er hielt seinen Schweif nur außen in die äußere Muschelöffnung, rieb ihn dort leise hin und her und regte mich furchtbar auf. Ich erwartete, ich hoffte jeden Moment, er werde ihn nun endlich hineinstecken, ich war halb von Sinnen. Da entlud er sich. Ich wurde in meinen Haaren und auf meinem Bauch von der warmen Flut übergossen, und gleich darauf zog er sich von mir zurück, leise, vorsichtig, damit ich nicht erwache.

Jetzt erst wußte ich genau, was mein Vater mit mir für Absichten hatte. Und ich muß gestehen, so peinlich mir heute der Gedanke daran ist, so wenig verletzte er mich damals. Ich dachte weder, ob es recht, noch, ob es unrecht sei. Es erschien mir angenehm. Ich kam mir erwachsen vor. Ich hatte so eine dunkle Vorstellung, als brauche ich meinen Vater von nun ab nicht mehr zu fürchten, ja, als sei mir alles erlaubt. - Josefine Mutzenbacher. Die Lebensgeschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt. München 1969 (zuerst 1906)

Schnarchen (2)

 Schnarcher

Onkel Olaf hatte einen guten Schlaf.
Die Tante allerdings beklagte sich seit jeher,
nachts eine Kreissäge zu hören.

- (step)

Schnarchen (3) Christian Trautmann, Rathsherr zu Löbau erzählt folgendes S. 308, im 2ten Versuch der Breslauer Sammlungen zur Natur= und Kunstgeschichte.

„Ein fischer setzte einen Krebs an einen nicht starken Baumast, auf die Scheren, mir unterwärts stehendem Kopf und aufgerichtetem Schwanze. Darauf fing er an, etlichemahl den Rücken des Krebses mit seinem Finger zu karessirn, und bald herauf, bald herunter zu streicheln, hielt ihn auch anfangs in etwas bey dem oben stehenden Schwanze mit der andern Hand, daß er nicht herunterpurzeln möchte. Nach Verlauf einer Minute nahm er die oberste Hand, womit er den Krebs gehalten, hinweg, und fuhr ihm noch etlichemahl ganz sachte mit dem Finger über den Rücken, hörte aber, sobald er vermerkte, daß es genug sey, auch damit auf, und alsbald faß der Krebs für sich nunmehr ganz allein auf dem Ast, und bedurfte nicht weiter gehalten zu werden, immaßen er eingeschlafen war, dergestalt, daß man, wenn man nur etwas nahe hinzutrat, das Schnarchen ganz eigentlich hören konnte.

[Ob der Krebs, als ein Insect, das nicht durch Lungen athmet, schnarchen könne, möchte wohl von vielen mit Recht bezweifelt werden.]

In solcher recht possirlichen Positur verblieb der Krebs bey einer Viertelstunde lang auf dem Aste sitzen, fiel aber, sobald er erwachte, wie anfangs, herunter. Ich habe darauf dieses, dem Ansehen nach zwar schlechte, jedoch ganz curieuse Experiment vielfältigemahl selbst probirt, und allemahl diese lustige Probe wahr zu seyn befunden, solche auch vielen andern, so es nicht glauben wollen, sehen lassen.”

Da es sehr unwahrscheinlich ist, daß von den vielen andern, welche 1722 dieses Experiment mit ansahen, noch einige leben sollten, so wäre das einzige Mittel, die Wahrheit des Versuchs zu erforschen, die Nachahmung des Versuchs selbst. Gelänge es, so wüßte man also, daß sich auch Krebse magnetisiren lassen können.   - J. G. Krünitz, Oekonomische Encyklopädie

Schnarchen (4)  Ich drückte die Klinke nieder, die Tür gab von selbst nach und ging auf wie ein Mund, der sich wehrlos im Schlaf öffnet. Das Zimmer war geradezu leer, grau und nackt.

Auf einem gewöhnlichen Holzbett unter dem kleinen Fenster lag mein Vater in reichlicher Bettwäsche und schlief. Sein tiefes Atmen lud ganze Fuhren Geschnarche aus der Tiefe des Schlafes aus. Das ganze Zimmer schien vom Fußboden bis zur Decke bereits mit diesem Geschnarche ausgelegt zu sein, und immer noch kamen neue Ladungen dazu. Zutiefst erregt, betrachtete ich das magere, ausgemergelte Gesicht des Vaters, das jetzt von dieser Arbeit des Schnarchens vollauf in Anspruch genommen war, ein Gesicht, das in ferner Trance, seiner irdischen Hülle entkleidet, irgendwo an einem entlegenen Ufer seine Existenz in feierlichen Aufzählungen ihrer Minuten beichtete.

Ein zweites Bett war nicht vorhanden. Vom Fenster zog durchdringende Kälte herein. Der Ofen war nicht angeheizt.

Sie scheinen sich hier um ihre Patienten nicht übermäßig zu kümmern, dachte ich bei mir. Ein so kranker Mensch dem Luftzug preisgegeben! Und niemand scheint hier aufzuräumen. Eine dicke Staubschicht lag auf dem Fußboden, bedeckte das Nachtkästehen mit den Arzneien und dem Glas kalt gewordenen Kaffees. Auf dem Büfett lagen Stöße von Kuchen, aber den Patienten hier gibt man reinen schwarzen Kaffee statt etwas Nahrhaftem! Doch im Vergleich zu den Wohltaten der zurückgestellten Zeit waren das natürlich Kleinigkeiten.

Ich zog mich langsam aus und legte mich in das Bett des Vaters. Er -wachte nicht auf. Nur sein Schnarchen, offenbar schon zu hoch aufgetürmt, sank um eine Oktave und verzichtete auf das Hochtrabende seiner Deklamation. Es wurde gleichsam zu einem privaten Schnarchen für den eigenen Bedarf. Ich drückte rings um den Vater das Federbett nieder, um ihn so nach Möglichkeit vor der Zugluft aus dem Fenster zu schützen. Bald darauf schlief ich neben ihm ein.  - Bruno Schulz, Das Sanatorium zur Todesanzeige. In: B. S., Die Zimtläden und alle anderen Erzählungen. München 1966

Naseengeräusch Atem
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