chnappschuß
Einigen der Anrainer, die ja nun viel Zeit haben, da sie, aus Angst die Straße
betreten zu müssen, ihren Beschäftigungen außer Haus nicht mehr nachgehen, sind
von den Fenstern ihrer Wohnungen aus mit dem Teleobjektiv aufregende Schnappschüsse
geglückt, besonders vom Aufeinanderprallen der verschiedenen Tierarten. Ein
Vorwitziger aber, der sich mit seiner Kamera bis auf die Jesuitenwiese vorwagte
— er hatte vor, aus den Aufnahmen später Kapital zu schlagen — wurde von einer
Kreuzotter, die das Überwechseln aus dem Terrarium des Prater-Zoos in das schon
recht frische Herbstklima überlebt hat, gebissen und da nicht rechtzeitig ein
Arzt zur Stelle war, getötet. Die Lichtung, an der dies geschah, ist, schon
von weitem sichtbar, durch eine Ansammlung von Geiern
gekennzeichnet. - Barbara Frischmuth,
Die unbekannte Hand. In: (
schrec
)
Schnappschuß (2)
Schnappschuß (3) «Du erinnerst dich an diesen Schund, aber ich erinnere mich an unseren Nonstop-Drei-Stunden-Kuß Unter den Lärchen unmittelbar danach.»
«Siehe nächste Illustration», sagte Ada grimmig.
«Der Schurke!» schrie Van. «Er muß uns mit seinem gesamten Apparat auf dem Bauch nachgekrochen sein. Ich muß ihn vernichten.»
«Keine Vernichtung mehr, Van. Nur Liebe.»
«Aber schau, Mädchen, hier schluck ich deine Zunge über, und hier klebe ich an deiner Kehle, und -»
«Pause», bettelte Ada, «schnell-schnell.»
«Ich gehorche gern, bis ich neunzig bin», sagte Van (die Vulgarität des Gucklochkastens war ansteckend), «neunzigmal im Monat, grob gesagt.»
«Mach's noch gröber, oh, noch viel mehr, sagen wir, hundertundfünfzig, das würde heißen, das hieße -»
Aber in dem plötzlichen Sturm gingen alle Rechnungen zum Hundsteufel.
«Gut», sagte Van, als der Geist wieder die Überhand gewann, «laß uns in unsere
verunstaltete Kindheit zurückkehren. Mir liegt daran (das Album vom Bettvorleger
aufhebend), diese Last loszuwerden.» - (ada)
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