Pchnalle  In der Finsternis, wenn ich mich anziehe, und immer, wenn ich mich anziehe, ist es noch finster, wenn ich mich anziehe oder ausziehe, ist es finster in der Baracke, Sie sehen ja, wie finster es selbst am hellichten Tage in der Baracke ist!, sehe ich ja die kleinen Schnallen nicht. Eine Nervenerschütterung geht durch den ganzen Körper, sage ich zum Fuhrmann, wenn ich die Schnallen an meinen Schuhen suche, um sie aufklappen oder zuklappen zu können. Ich bin schon so alt, daß ich die kleinen Schnallen, die die Leute heute an ihren Schuhen haben, nicht finde. Also müssen größere Schnallen her, habe ich zum Schuster gesagt, und er ist in die Stadt, und er hat diese großen Schnallen gefunden, und ich habe mir auf alle Schuhe diese großen Schnallen machen lassen. Natürlich die Industrie spart, erzeugt diese kleinen unsinnigen Schnallen. Diese großen Schnallen kosten natürlich mehr. Wo sie kann, spart die Industrie. Kleinere Schnallen kosten weniger als größere Schnallen, sage ich. Vor allem an Bändern und Schnallen spart die Industrie. Alle Schuhe haben heute diese kleinen lächerlichen Schnallen, die man nicht findet, ohne sich zu bücken, findet man diese kleinen lächerlichen Schnallen nicht. Diese große Schnalle aber klappen Sie sofort auf und zu, ohne daß Sie sich gänzlich und bis auf die Zehenspitzen, als wären Sie völlig erblindet, bücken müssen. Weil sie alle diese kleinen Schnallen an ihren Schuhen haben, sage ich zum Fuhrmann, brauchen die Leute alle so lange, bis sie ihre Schuhe anhaben. Diese große Schnalle aber, sage ich, sehen Sie!, sage ich zum Fuhrmann, klappe ich sofort zu, sofort auf und zu, eine einzige Handbewegung, und ohne daß ich mit dem Kopf auf den Boden muß, und die Schnalle ist zu.  - Thomas Bernhard, Watten. Ein Nachlaß. In: T.B., Die Erzählungen.  Frankfurt am Main 1979

Schnalle (2)  

Der lahme Alte

Ich bin ein junges Weibchen
Und hab nen alten Mann
Er kann mir nicht mehr helfen,
er kann mir nicht mehr an.

Schneeweiß sind meine Brüste,
die Schnalle rosarot.
Wenn das nur einer wüßte,
Wer hilft mir aus der Not?

Ich reib ihm ein die Eier
mit Rogenkonzentrat.
Es bleibt die alte Leier,
ich weiß mir keinen Rat

Ich tat so gerne spielen
an seinem Schneckenhaus,
Der Schneck ist lahm und müde,
er traut sich nimmer raus.

Drum, liebes Mädchen,
heirat bloß keinen alten Mann.
Nimm lieber ein Studenten,
der besser lieben kann.

Studenten sind geschwinde
und stürmisch wie der Wind.
Sie machen dir durchs Hemde
das allerschönste Kind.

Volkslied aus Frankreich

    - Ernst Kahl, Das letzte Bestiarium Perversum. Zürich 2005

 

Kleinigkeiten Alltagsdinge Verschluß

 

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