chmorbratengeschichte »Is 'ne äußerst schwerwiegende Angelegenheit. Dir willich se sagen, weilde 'n Freund bist!« — Bei diesen Worten fühlten sich beide tief ergriffen. Der Neapolitaner schwieg wieder, und Riccetto machte ihm aufrichtig und würdevoll Mut: »Na, sag mir schon, wasde mir sagen willst, allerdings nur, wennde Lust hast, ej! Ich besteh ja nich drauf.«
»Ich sag dir 's«, sagte der Neapolitaner, »aber du mußt mir was versprechen!«
»Was?« fragte Riccetto sofort.
»Darfst mit keim drüber reden«, sagte der Neapolitaner feierlich. Er war völlig bezecht.
Riccetto begriff die Situation und wurde noch ernster, schwellte die Brust und legte eine Hand darauf: »Großes Ehrenwort«, sagte er.
Der Neapolitaner fühlte sich ermuntert und aufgerichtet, seine Augen lachten
in ihren beiden Höhlen ganz von allein weiter, und er begann, seine Geschichte
zu erzählen. Er erzählte, daß er es war, der eine alte Frau und ihre beiden
Töchter, zwei späte Mädchen, in der Via Chiaia mit einer Eisenstange erschlagen
und anschließend verbrannt habe. Über eine Viertelstunde brauchte er, um diese
blutrünstige Schmorbratengeschichte zu erzählen, wobei er manches zwei-, dreimal
wiederholte und in ein heilloses Durcheinander geriet. Riccetto ließ sich kein
bißchen beeindrucken, weil ihm sofort klar war, daß hier ein besoffenes Großmaul
quatschte. Trotzdem hörte er ihm aufmerksam zu, kitzelte Vertraulichkeiten
aus ihm heraus und tat, als würde er ihm glauben, um sich so das Recht zu sichern,
ihm anschließend seine Geschichten erzählen zu
können. - (
rag
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