Der Schönheitsmolch oder Schmolch hütet sich, Worte zu machen, die seiner Anbetung abträglich wären. Er öffnet sich weit und verstummt, er vergleicht nicht, er räsoniert nicht, er bezieht nicht auf Zeiten, Stile und Sitten. Er will nicht wissen, wie es dem Schönheitserfinder ging, und schon gar nicht, was er sich gedacht hat. Jeder hat irgendwie gelebt, es ist uninteressant, ob es schwer war, und zu schwer kann es gar nicht gewesen sein, sonst wäre das Schöne nicht da, schon daß er es in sich trug, war ein Glück, um das er zu beneiden wäre, wenn es auf solche subjektiven Nebensachen ankäme.
Persönlich geht es dem Schmolch sehr gut, privat hat er keine Schwierigkeiten, die Schönheiten aufzusuchen und sich ihnen zu widmen. Er hütet sich, sie zu kaufen, um nicht parteiisch zu werden, auch wäre es ein hoffnungsloses Beginnen, denn die meisten Schönheiten sind in festen Händen. Das Geld, das er hat, ist uninteressant, er verwendet es ökonomisch für seine unaufhörlichen Reisen. Er verschwindet auf diesen, man sieht ihn nie unterwegs, es ist, als würde er mit einer Tarnkappe reisen. Dafür tritt er vor den Schönheiten in Erscheinung und wer ihn einmal gesehen hat, in Arezzo oder der Brera, sieht ihn bestimmt in Borobudur und Nara wieder.
Der Schmolch ist häßlich, jeder geht ihm aus dem Weg, es wäre unfein, sein
abstoßendes Äußeres zu schildern. Es sei erwähnt, daß er nie eine Nase hatte.
Seine Glotzaugen, seine Henkelohren, sein Kropf, seine schwarzen, verfaulten
Zähne, der pestilenzialische Gestank, der sich aus seinem Mund verbreitet, seine
bald piepsende, bald krächzende Stimme, seine teigigen Hände — was tut‘s, was
tut's, da er sie niemand hinhält und seinen Platz vor allen Schönheiten unbeirrbar
findet?
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(can)
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