chmock Adelheid (mitleidig). Es ist wohl recht schwer, sich in der Literatur wohlzufühlen?
Schmock. Je nachdem. - Mein Redacteur ist ein ungerechter
Mensch. Er streicht zu viel und bezahlt zu wenig. Achten Sie vor
allem auf Ihren Stil, sagt er, guter Stil ist die Hauptsache.
Schreiben Sie gewichtig, Schmock, sagt er, schreiben Sie tief,
man verlangt das heut zu Tage von einer Zeitung, daß sie
tief ist. Gut, ich schreiben tief, ich mache meinen Stil logisch.
Wenn ich ihm aber die Arbeit bringe, so wirft er sie von sich
und schreit: Was ist das? Das ist schwerfällig, das ist pedantisch,
sagt er. Sie müssen schreiben genial, brillant müssen
Sie sein, Schmock, es ist jetzt Mode, daß Alles angenehm
sein soll für die Leser. - Was soll ich thun? Ich schreibe
wieder genial, ich setzt viel Brillantes hinein in den Artikel;
und wenn ich ihn bringe, nimmt er den Rothstift und streicht alles
Gewöhnliche und läßt mir nur die Brillanten stehen.
- Gustav
Freytag
, Die Journalisten
(1852)
Schmock (2), schmuck, schmok (m.)
Auf diesem oder jenem Wege aus dem frühneuhochdeutschen schmuck, das sich aus »schmiegen, anschmiegen« herleitet und nicht nur »Schmuck«, sondern auch »Umarmung« bedeutet. In Amerika: shmok, shmuck
1. (Obszöner Ausdruck für:) Penis. Ein befreundeter Jiddist hat vermutet, schinok sei ebenso wieputz ein ehemals von zärtlichen Frauen benutzter Kosename für die »Manneszier«, das membrum virile.
Diese Erklärung erscheint insofern glaubhaft, als man ja auch gelegentlich vom »Mannesschmuck« spricht und die männlichen Genitalien in England und Amerika gern die crown jewels oder family jewels genannt werden. Dass es in Deutschland so viele »Schmuck«-Geschäfte gibt, ist für viele Amerikaner trotzdem immer wieder Anlass von Erheiterung und Verblüffung.
Vorsicht! Verwenden Sie das Wort schmok niemals leichtsinnig in gepflegter Gesellschaft. Es gilt als ziemlich vulgär. Auch aus diesem Grund ist wohl shmo als verkürztes Ersatzwort entstanden. Aber natürlich weiß jeder Schmock, was shmo heißt.
Juden sind ziemlich heikel, was die öffentliche Benennung der Genitalien betrifft. Ich habe das Wort schmok jedenfalls nie von irgendwelchen Honoratioren gehört, auch nicht von meinem Vater und meiner Mutter. Aber das Vulgäre hat natürlich trotzdem seine raison d'etre.
2. (Gebräuchlicher, aber immer noch durchaus obszöner Ausdruck für:) Trottel. In diesem Sinne wird das Wort vor allem von Männern gern benutzt. Kaum ein Schimpfwort enthält mehr Verachtung. What a shmuck I was to believe him. - That shmuck feil for the stupidest trick you ever saw.
Unter Frauen scheint diese herzhafte Ausdrucksweise aber auch nicht ganz ungewöhnlich zu sein: Den Sessel, auf dem erschöpfte Männer sich in Mode-Boutiquen ausruhen dürfen, während Frauen sich Kleider aussuchen, nannte ihre Mutter den shmuck seat, weiß Binnie Kirshenbaum zu berichten.
3. (Ebenfalls obszön:) widriger Bursche, Hundesohn.
Ich nehme an, das Wort für das männliche Glied wird in jeder Sprache schon mal als Schimpfwort benutzt.
Auch der deutsche Ausdruck schmock (m.), schmöcke (Pl.) »affektierter
Nonkonformist« oder »schnöseliger, gesinnungsloser, rabulistischer Schreiberling«,
der durch das Lustpiel ›Die Journalisten‹ (1852) von Gustav Freytag bekannt
wurde (dazu auch verschmockt), geht wohl auf den schmok zurück.
Die häufig kolportierte Ableitung aus dem slowenischen smok »Spaßmacher«
(so bei Kluge und im Duden) erscheint ziemlich gesucht. Warum sollte der smok
von Slowenien über Wien nach Prag wandern, wenn dort der schmok längst
grassierte? - (
ji
)
Schmock (3) Schlauheit, Weisheit,
Angriff, gleichzeitig Verspieltheit des Kindermundes. Das Lakonisch-aphoristische
ist von. Fuchs zu einer Härte gebracht, die wie eine Nadel spitzig aus dem behäbigen
Leib seiner Grotesken herausragt. Gleichzeitig hat er die Lesbarkeit ins Doppeldeutige
und Abgebrochene hineinstilisiert, so daß man ins kalkulierte Prinzip wehrlos
hineinfällt und von neuem zu lesen beginnen muß: im Text liegt eine Insistenz,
die die gleiche beim Leser herausfordert. - Wolfgang Maier im »Tagesspiegel«,
Berlin (Verlagswerbung für: Günter Bruno Fuchs, Reiseplan für Westberliner.
München 1973)
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