Schmetterlingsjagd    Die Vegetation ist üppig. Beim Überfliegen der Quelle habe ich heute in diesem Tal mit schwerem Geschütz den hybriden Riesenschmetterling über dem Höhengrat der Stunden gejagt; das Rieseninsekt mit den isochromatischen Flügeln, von denen der eine der Morgen, der andere der Abend ist.

Unsere schwache Harpunenkanone vermochte den durchscheinenden Schwingen kaum etwas anzuhaben, und wir haben nicht weniger als achtundzwanzig Geschosse abfeuern müssen, bis es uns gelang, dem Monster eines in den Unterleib zu jagen. Tödlich getroffen stürzte es ab, fing sich wieder auf, machte eine plötzliche Kehrtwendung, entflog mit gewaltigen Flügelschlägen und zog uns hinter sich her.

Das Rieseninsekt hob sich in die Luft, liess sich fallen, bäumte sich, drehte sich um sich selbst, schleppte uns mit, wirbelte uns herum. Einmal waren wir über ihm im strahlenden Glanz seines Hauptes, dann wieder unter ihm im dunklen Schatten seines Leibes. Bei jedem Flügelschlag drohte unser Boot zu kentern, und weil ich fürchtete, das Tau könnte reissen und wir würden unsere Beute verlieren, befahl ich dem Mann an der Schnellfeuerkanone, er solle eine Sprenggranate laden und auf das Auge des Schmetterlings zielen. Die Explosion hatte eine verheerende Wirkung. Das Tier stürzte mit starren Flügeln in atemberaubendem Wirbel, und wir wirbelten in einer Spirale hinter ihm her.   - Blaise Cendrars, Im Hinterland des Himmels. Zu den Antipoden der Einheit.  Basel 1987 (entst. 1917)

 

Schmetterling Jagd

 

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