chmecken

 

- Charles M. Schulz, Here's to you, Charlie Brown. London 1969 (Hodder Fawcett Coronet Books, zuerst ca. 1960)

Schmecken (2) Vorzeiten haben die Katzen und Hunde einen großen Streit miteinander gehabt, denn die Hunde haben gemeint, die Katzen sollten ihnen in allen Dingen den Vorgang lassen, welches aber die Katzen nicht tun wollten, sondern sich mit ihren scharfen Nägeln zur Gegenwehr gesetzet und den Hunden in allweg obgelegen haben. Dessen waren die Hunde dermaßen übel verdrossen, daß sie zu ihrem König, so in fernen Landen gesessen, gezogen und ihm den Handel, warum sie zu ihm gekommen, erkläret, auch um Privilegia wider die Katzen gebeten haben.

 Als der König die weite Reise und die große Schar angesehen und sich bedacht, hat er sie gewaltig privilegiert, also, daß fürderhin in allen Sachen die Hunde sollten den Vorgang haben und die Katzen den letzten. Wie sie nun nahe bei der Heimat waren, kamen sie zu einem großen fließenden Wasser, über welches keine Brücke ging, auch war kein Schiff da, darin sie hätten können hinüberfahren; sie waren sehr in Angst, weil sie nicht wußten, was sie mit dem Brief anfangen sollten, damit er nicht naß würde. Doch letztlich wurden sie zu Rat, den Brief sollte einer unter den Schwanz nehmen, so bliebe er trocken.

Dieser Rat gefiel ihnen allen wohl, gaben also einem den Brief unter den Schwanz, ließen sich in das Wasser und schwammen hinüber. Ich weiß aber nicht, wie es der mit dem Brief übersah, er entfiel ihm und schwamm das Wasser hinab, daß keiner ihn sah. Als sie hinüberkamen, fanden sie den Brief nicht, gingen umher und schmeckten je einer dem andern am Hintern, fanden ihn aber nicht. Derhalben noch heutigen Tages schmecken sie aneinander und vermeinen stets, sie möchten den Brief finden; aber ich fürcht‘, es sei vergebens. - (kal)

Schmecken (3) Wer hat nicht hie und da in seiner Nahrung eine unaussprechliche Befriedigung gefunden, an welcher der Appetit keinen Anteil hatte? Ich fühlte mich manchmal gepackt bei dem Gedanken, daß ich dem gewöhnlichen, rohen Geschmacksinn eine geistige Vorstellung verdankte, daß ich durch den Gaumen inspiriert wurde, daß ein paar Beeren, die ich am Hügelabhang verzehrte, meinem Genius Nahrung gaben. - »Da die Seele nicht Herrin über sich selbst ist«, sagt Thseng-tsen, »so blickt man und sieht nicht, lauscht man, doch hört man nicht; man ißt und weiß nichts von dem Geschmack der Speisen.« Wer den wahren Geschmack seiner Speise kennt, kann nie ein Vielfraß sein; wer es nicht tut, kann nichts anderes sein. Der Puritaner kann zu seiner Schwarzbrotkruste einen so rohen Appetit mitbringen wie ein-Magistratsrat zu seiner Schildkrötensuppe.

Nicht die Speise, welche in den Mund eingeht, verunreinigt den Menschen, sondern die Gier, mit welcher sie verzehrt wird. Weder die Qualität noch die Quantität, sondern die Hingabe an den sinnlichen Reiz ist das Übel. Speisen sollen zur Erhaltung unseres animalischen und zur Erweckung unseres intellektuellen Lebens und nicht als Fraß für die Würmer dienen, die uns einst beherrschen werden. Wenn den Jäger Schildkröten, Bisamratten und andere derartige wilde Leckerbissen reizen, so gibt die feine Dame ihrer Vorliebe für Kalbs-fußsulze oder überseeische Sardinen nach, und beide sind einander gleich. Er geht zum Mühlenteich, sie zu ihrer Konservenbüchse. Merkwürdig ist nur, wie sie, du und ich, wir alle, essend und trinkend, dies schleimige, tierische Leben führen mögen. - Henry David Thoreau, Walden oder Leben in den Wäldern. Zürich 1979 (zuerst 1854)

 

Essen Wahrnehmung, sinnliche

 

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