chmatzen  Man hat in Pestilenzzeiten erfahren, daß tote Leute, sonderlich Weibespersonen, die an der Pest gestorben, im Grabe ein Schmätzen getrieben, als ein Saw, wenn sie isset: und das bey solchem Schmätzen die Pest heftig zugenommen, und gemeiniglichen im selben Geschlecht die Leute häufig nach einander gestorben. Anno 1553 als die Pest allhier zum Lauban regierte, ist dergleichen auch geschehen, daß eine Weibesperson im Grabe also geschmätzet hat. - Martin Böhm, Predigten, 1601, nach (vamp)

Schmatzen (2) Von Michaelis bis auf Andreä starben bei 2000 Menschen. Im währenden Sterben ward zu Gross Mochbar der Schäfer mit seinen Kleidern begraben, die er im Grabe gefressen und wie eine Sau geschmatzet. Darum man ihn aufgegraben, die Kleider blutig in seinem Maul gefunden und ihm mit dem Grabescheit den Hals abgestochen und der Kopf vor den Kirchhof gelegt worden. Darauf es im Dorfe zu sterben aufgehört. - Neue Sammlung merkwürdiger Geschichten..., 1756, nach  (vamp)

Schmatzen (3) Nun frage ich dich, lieber Andrenio, ob du in den Gedancken stehest, daß nur das Aaß oder Cörper der verstorbenen beygesetzet werde, damit es in diesem unterirrdischen Behältniß verfaule, oder glaubest du, daß um und in den verstorbenen Cörpern noch etwas anders vorhanden sey? Das erste kanst du nicht sagen, wenn du dich anders der Gewohnheit der alten Sachsen erinnerst, von welchen Rollenhagen Lib. IV. Mirabil. Peregrinat. Cap. 20 num. 5. bezeuget, daß sie ihren Leichen einen Pfennig und einen Stein in den Mund geleget, ehe und bevor ihnen derselbe geschlossen worden. Die Ursache dieser seltsamen Ceremonie rührte daher, weil sie festiglich glaubten, daß der Cörper nach seiner Beysetzung im Grabe zu beissen und zu nagen anfienge, daher sie durch den eingelegten Stein und Pfennig solches zu verhindern suchten.

Nun hat zwar bey uns Evangelischen Christen dieser Gebrauch aufgehöret, wir haben aber an dessen Statt einen andern angenommen, welcher von jenem nicht viel unterschieden ist. Du wirst selbst, mein Andrenio, öfters wahrgenommen haben, daß wenn bey uns eine Leiche zur Erden bestattet wird, man derselben einen grünen Rasen zuvor auf die Brust bis unter das Kinn geleget, und dieselbe dergestalt verwahret ins Grab eingesencket habe. Fragest du nun bey denen Leuten nach, warum dieses geschehe, so wirst keine andere Antwort erhalten, als daß man dadurch zu verhindern suche, damit der Cörper nicht schmatzen könne, und ehe er sich selbst anfresse, vorher in den Rasen beissen müsse.  - Otto, Unterredungen von dem Reiche der Geister. Leipzig 1730, nach (vamp)

Schmatzen (4)   Wie riesige Schnecken wälzten sich diese Tiere über ihre Nahrung hin - gewaltige, fette Körper, die gierig und lärmend, wie in angsterfülltem Heißhunger fraßen. Sie wirkten wie Ungeheuer, die nur aus Fett bestehen, schwerfällig und plump, so daß neben ihnen ein Ochse von der Marsch ein Musterbeispiel an Beweglichkeit gewesene wäre. Ihre emsig kauenden Mäuler, zusammen mit dem appetitanregenden Laut ihres Schmatzens, boten mit ihren geschlossenen Augen ein Bild tierischen Genießens, das auf unsere leeren Mägen besonders aufreizend wirkte.

«Schweine!» rief Cavor mit ungewöhnlicher Erregung, «Ekelhafte Schweine!» Nach einem Blick zornigen Neides kroch er durch das Gebüsch zu unserer Rechten weiter.  - Herbert George Wells, Die ersten Menschen auf dem Mond. Reinbek bei Hamburg 1968 (rororo 1026, zuerst 1901)

Schmatzen (5) Das Wort Liebe ist eines der »parole totall«, die wir benutzen Mit »parola totale« meine ich alle Wörter, die nicht zu definieren sind, wenn man sie definieren will. Man lebt ausschließlich große Lieben. Wenn eine Liebe nicht groß ist, hat sie nicht viel Sinn. Nehmen wir an, daß unsere Biographie aus einer Serie von Schrullen besteht, dann kann man sagen, daß die Liebe ein Gespräch, ein Handel, ein Austausch von Botschaften ist zwischen Dyonisos und unseren Schrullen.

Das erklart die Mischung aus Wildheit, Größe und Dummheit unserer Lieben.

Je größer diese Lieben sind, um so gewaltiger wird diese Mischung.

Es gibt in der Tat keine Verfluchung, die die Gier und die Stumpfsinnigkeit der großen Liebe erreichen kann. Das Strafgesetzbuch befaßt sich zwar mit der Verunglimpfung der Flagge, aber ich habe mich immer gefragt, warum in diesem Buch ein Gesetz fehlt, das die große Liebe straft. Apropos, was diese Schrulle angeht, so scheint mir die Ehe ein Beispiel eines mißverstandenen Ticks, wie ein lebenslänglicher Schluckauf, zu sein. Andererseits kann niemand die soziale Wichtigkeit der Ehe leugnen, die die notwendige Voraussetzung für den Ehebruch und auch für den Gattenmord ist. Sicherlich ist ein Gattenmörder stark beschäftigt mit seiner Aufgabe zu lieben. Es gibt so viele Gründe, um Gattenmörder zu werden, nicht nur die Eifersucht, es genügt schon ein fortwährendes, aufreizendes, geräuschvolles Schmatzen beim Essen. - (pill)

Schmatzen (6)  Unvermittelt stieß ich  auf drei große Gestalten, die sich verstohlen auf das Lager zubewegten, und hinter ihnen sah ich undeutlich noch andere hervorkommen. Dann, mit einem lauten Schrei um Beistand, stürzte ich mich auf die drei los, und als ich sie angriff, merkte ich, daß sie mich überragten und mit ihren eklen Tentakeln nach mir langten. Dann hieb ich auf sie ein, keuchend, und mein Magen wollte sich umdrehen, so gräßlich war der Gestank der Kreaturen, den ich schon kannte. Und dann packte etwas mich plötzlich, widerlich schleimig und glitschig, und große Kinnbacken schmatzten mir ins Gesicht; aber hoch stieß ich mein Schwert, und das Wesen sank an mir herab, und benommen stand ich da und speiübel war mir. - W. A. Hodgson, Die Boote der ›Glen Carrick‹, aus: W.A.H., Stimme in der Nacht. Frankfurt am Main 1982 (st 749)

Schmatzen (7) Ich starrte nach vorn über die Achterdecks. Die Wellenbewegung des Schimmels kam immer weiter nach hinten, langsam und geräuschlos. Und dann, Plötzlich, sah ich mehr in unserer Nähe etwas: - »Achtung, Kapitän!« rief ich; und während ich noch rief, gab der Schimmel in seiner Nähe ein plötzliches eigentümlich schlürfendes Schmatzen von sich. Ich hatte gesehen, daß eine kleine Welle sich verstohlen durch das gräßliche Zeug auf ihn zubewegt hatte Mit einem enormen, schwerfälligen Satz landete er bei uns auf dem festen Teil der Schimmelfläche; aber die Bewegung folgte ihm. Wild fluchend wandte er sich ihr entgegen, überall um seine Füße herum entstanden plötzlich kleine, klaffende Einbuchtungen, die schreckliche Sauggeräusche machten. »Kommen Sie zurück, Kapitän!« schrie ich. »Zurück, schnell!«

Als ich rief, erreichte eine Welle seine Füße - und leckte an ihnen hinauf; und wie ein Wahnsinniger trat er stampfend nach ihr und sprang zurück. Sein Stiefel war ihm halb vom Fuß gerissen. Toll vor Schmerz und Wut fluchend, schwang er sich rasch auf die Heckreling. »Los, Doktor! Wir springen!« rief er. - W. A. Hodgson, Die Herrenlose, aus: W.A.H., Stimme in der Nacht. Frankfurt am Main 1982 (st 749)

Schmatzen (8)  Er kauerte sich über sie, um sie mit noch mehr Kraft zu nehmen, zu dem tief innen liegenden Mund vorzudringen, immer wieder die fleischigen Wände ihrer Fotze zu spüren, Da fühlte sie, wie in ihren innersten Falten neue Zellen zum Leben erwachten, neue Finger, neue Münder, die auf sein Eindringen reagierten, sich seinem Rhythmus tausendfältig anpaßten. Das Saugen in ihr wurde immer lustvoller, als hätte die Reibung in der Tat ungeahnte Tiefen der Verzückung bloßgelegt. Sie bewegte sich schneller, um den Höhepunkt zu erjagen. Er merkte es und steigerte sein Tempo ebenfalls und feuerte sie mit Worten, Händen, liebkosenden Gesten und mit seinem Mund, der wie angeschweißt auf ihrem war, an, gleichzeitig mit ihm zu kommen. Zungen, Höhle und Glied bewegten sich nun im gleichen Rhythmus. Wellen der Lust breiteten sich aus zwischen ihrem Mund und ihrem schmatzenden Geschlecht, Gegenströmungen von fast unerträglicher Verzückung schüttelten sie, bis sie, halb schluchzend, halb lachend, aufschrie. - (nin)

Schmatzen (9)

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