chluckauf Der
ohnmächtige Zorn eines Tieres packte ihn, das in einer Falle gefangen ist. Ihm
blieb der Atem stehen. Dann bekam er einen Schluckauf. Er holte
die Schneidezähne aus ihrem Versteck. Es waren zwei
Eckzähne, die in seiner Hand rollten! Er betrachtete
sie verwundert, dann ging er schnell und warf sie aus dem Fenster. Als er sich
hinausbeugte, um sie so weit wie möglich fortzuschleudern, wurde seine Aufmerksamkeit
von einem Schauspiel in Anspruch genommen, das sich gegenüber in der Toilette
abspielte.
Dort befand sich eine Frau, die er noch nie gesehen hatte. Sie kniete auf
den Porzellanrasten und hatte den Kopf in das ekelhafte Loch gesteckt. Was machte
sie da? Sie hob den Kopf. Ihr Gesicht bot einen bestialischen Anblick. Sie starrte
Trelkovsky mit einem widerlichen Lächeln an. Ohne ihre Augen von ihm abzuwenden,
griff sie mit der Hand in das Loch, zog sie voller Exkremente wieder heraus
und schmierte sie sich bedachtsam ins Gesicht. Andere Frauen drängten zu dem
Örtchen und taten das gleiche. In der Toilette hielten sich jetzt etwa dreißig
beschmierte Frauen auf. Ein schwarzer Vorhang wurde
vor dem Fenster zugezogen und brachte ihn um das Geschehen.
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Roland Topor, Der Mieter. Zürich 1976 (detebe 20358, zuerst 1964)
Schluckauf (2)
Schluckauf (3) Das Fenster des Krankenzimmers war weit geöffnet und ließ eine unerträgliche Kälte einströmen. Wir blieben in der Küche, wo der Herd brannte, und machten abwechselnd einen Inspektionsgang in das Schlafzimmer. Seit vier Uhr nachmittags agonisierte mein Vater gelungener denn je. Die Atmung war fast erloschen bis auf ein schwaches, trockenes Geräusch. Es klang eintönig, ungefähr wie das Klicken der Zunge an den Gaumen — ja, gerade so. Es gab Abschwächungen fast bis zum Stillstand, dann stärkere Reprisen, ein Aufrütteln. Das Gesicht entstellte und verfärbte sich immer weiter, es wurde fiebriger und das Gri-massieren noch perfekter, während das Herzjagen blieb. Sattelfest in der Poesie wie immer, erinnerte ich mich des Alexandriners, der dem sterbenden Victor Hugo zugeschrieben wird:
Das hier ist nun der Kampf des Tages mit der Nacht.
Ja, diese Nacht mit ihren Zügen, die unter grellen Pfiffen pausenlos vorbeirollten,
mit unseren Kerzen, die flackerten und zu erlöschen drohten, und mit diesem
Schluckauf des Sterbenden, dem wir beide lauschten wie den Stundenschlägen einer
Uhr — — — das ging allmählich über das Schickliche hinaus. - Paul Léautaud, In memoriam. Übs. Ernst Jünger. Stuttgart, Zürich 1980 (zuerst 1905)
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