»Eine Schaufensterpuppe.«
»Eine Schaufensterpuppe? Soll das etwa heißen...?«
»Ja, soll es. Ich liebe sie.«
»Oh mein Gott! Du meinst... dieses Ding? Dieses Ding?«
»Ja.«
»Du liebst dieses Ding mehr als mich? Diesen Klumpen Zelluloid, oder was weiß ich, was für 'n Zeug das ist...? Du meinst, du liebst dieses Ding mehr als mich?«
»Ja.«
»Ich nehme an, du gehst auch ins Bett mit ihr, hm? Ich nehme an, du machst so einiges ... mit diesem Ding?«
»Ja.«
»Oh...«
Dann schrie Brenda erst richtig. Sie stand einfach da und schrie. Robert dachte, sie würde nie mehr aufhören. Dann sprang sie die Schaufensterpuppe an und begann an ihr herumzureißen und auf sie einzuschlagen. Die Puppe kippte um und fiel gegen die Wand. Brenda rannte zur Tür hinaus, stieg in ihren Wagen und raste in wilder Fahrt davon. Sie nahm die halbe Seite eines geparkten Autos mit, fing ihren Wagen ab und raste weiter.
Robert ging hinüber zu Stella. Der Kopf war abgegangen und unter einen Stuhl
gerollt. Mehliges Zeug lag hier und da am Boden verstreut. Ein Arm hing lose,
gebrochen, zwei Drähte standen heraus. Robert setzte sich auf einen Stuhl. Er
saß einfach da. Dann stand er auf und ging ins Badezimmer,
blieb dort eine Minute stehen, kam wieder heraus. Vom Flur aus konnte er den
Kopf unter dem Stuhl liegen sehen. Er begann zu schluchzen. Es war schrecklich.
Er wußte nicht ein noch aus. Er erinnerte sich, wie er seine Mutter
und seinen Vater begraben
hatte. Doch das hier war anders. Das hier war anders. Er stand da im Flur, schluchzte,
wartete. Stellas Augen, groß, cool und schön, starrten ihn an. - Charles Bukowski,
Die Stripperinnen vom Burbank & 16 andere Stories. Frankfurt am Main 1980
(zuerst 1975)
- Alfred Döblin, Reise in Polen. München
1987 (dtv 2428, zuerst 1925)
Schluchzen (3) Schweigend betrachteten der Oberst
und die andern Offiziere den Unglücklichen. Es ist etwas Furchtbares, einen
Mann weinen zu hören. Eine Frau kann mit dem Gaumen schluchzen, oder mit den
Lippen, oder sonstwie, aber ein Mann schluchzt aus dem Zwerchfell herauf - es
zerreißt ihn. -
Rudyard Kipling, Der Ausgelöschte. Nach
(ki)
Schluchzen (4) Der Schmerz, den man
Schluchzen nennt, kommt von einer Kälte des Magens, und diese Kälte
dreht sich um die Leber und breitet sich um die Lunge aus, so daß auch
die Kräfte des Herzens in Bewegung kommen. Und wie der Mensch durch die
Kälte zittert und die Zähne des Menschen in diesem Zittern knirschen, so
hat der Mensch mit dem Tone seiner Stimme das Schluchzen .. - (bin)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |