chlemihl  schlemíl (m.) Herkunft ungewiss. Es heißt, der Begriff sei vom Namen des Generals Selumiel (Numeri 2, 12) abgeleitet, der den Stamm Simeon anführte und angeblich alle seine Schlachten verlor. Eine andere Theorie besagt, dass sich schlemíl von schlimasl herleitet, das erscheint mir aber höchst unwahrscheinlich.

In Amerika: shlemil, shlemiel, schlemiel, shlemiehl (reimt sich mit »reveal«)

1.          Träumer, einfältiger Mensch. He has the brains ofa shlemiel.

2.          Im Rotwelschen, woher das Wort ins Deutsche eingewandert ist, bedeutet schlemíl »Pechvogel«, »Verlierer«. Diese Bedeutung ist auch in Amerika weit verbreitet, dort ist er ein Synomym für den fall guy, das unterwürfige Opfer, das von anderen reingelegt wird. That poor shlemiel always gets the short end of the stick. »Der arme Kerl zieht immer den Kürzeren.«

3.          Ein ungeschickter Bursche mit zwei linken Händen. »Warum versucht so ein Schlemihl eigentlich überhaupt erst, etwas zu reparieren?«

4.          Ein gesellschaftlicher Außenseiter, ein Unangepasster. Don't invite that shlemiel to the party.

5 Ein »Würstchen«, ein »Niemand«. No one pays attention to that shlemiel.

6.          Ein naiver, vertrauensseliger Kunde. Diese Bedeutung ist bei amerikanischen Möbelhändlern verbreitet.

7.          Jemand, der eine törichte Wette eingeht. Diese Bedeutung ist vor allem in Europa verbreitet und beruht wohl auf der im 19. Jahrhundert weltberühmt gewordenen Erzählung Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814), von Adelbert von Chamisso.  Das Unglück des Peter Schlemihl besteht darin, dass er einem Unbekannten für einen Geldbeutel, der stets mit Dukaten gefüllt ist, seinen Schatten verkauft und dadurch zum gesellschaftlich geächteten Außenseiter wird. Thomas Mann sah darin das Bild einer Existenz »die sich nicht auszuweisen vermag und mit wundem Ichgefühl überall Hohn und Verachtung spürt«. In Peter Schlemihl sind sowohl die Brüchigkeit der bürgerlichen als auch die Unsicherheit eines Lebens im Exil und die Gefährdung des Künstlertums abgebildet, die Chamisso erfuhr.

Es ist wichtig, dass der Begriff des schlemíl, genau wie der des nebech, fast nie ohne Mitleid gebraucht wird. Er ist geradezu ein Zwillingsbruder des nebech. Die klassische Definition lautet denn auch: »Der Schlemihl wirft die Dinge herunter, und der Nebbich hebt sie dann wieder auf.«

Auch vom schlimasl, der ebenfalls ein »Pechvogel« ist, lässt sich der schlemil recht gut unterscheiden. In diesem Fall lautet die klassische Definition: »Der schlemil verschüttet die Suppe, aber dem schlimasl läuft sie in den Kragen.« Oder: »Der schlemíl  stolpert und stößt den schlimasl zu Boden, dann kommt der nebech und repariert dem schlimasl die Brille.«

Ich gehe davon aus, dass ein schlemíl oft auch ein schlimasl ist, aber das muss nicht so sein. Ein Schlemihl kann einfach Glück haben und ein Vermögen gewinnen; ein schlimasl kann das nicht. Er hat Pech und verliert sein Vermögen.

Andererseits kann ein genialer oder gebildeter Mann durchaus ein Schlemihl sein: Dem zerstreuten Professor kann man durchaus eine gewisse schlemilkajt zuschreiben. - (ji)

Verlierer
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