chlangennest
Du liegst in einem Schlangennest, lebende Stricke, die dich unbeweglich machen,
und du spürst, wie sie sich deinen Rücken entlangschlängeln, in die Gesäßgegend
kriechen, wie sie sich widerwärtig um deine Muskeln wickeln. Und es gibt eine,
die speziell dir zugedacht ist, die in deiner Schulter herumstochert, dort,
wo dich die Kugel getroffen hat, und sie steckt ihren Kopf in das Loch, dringt
bis zu deinem Herz vor. Du, ein verdammter Schatten, spürst, wie der Schmerz
dich von innen zerfrißt, wie er deinen Körper auflöst, als hätte man ihn in
Säure getaucht, und langsam verwandelst du dich in Asche, löst dich in Staub
auf, durch eine wohltuende Ohnmacht, die nichts weiter ist, als der Vorspann
zu einer erneuten Qual. Nach und nach - du weißt nicht, wieviel Zeit vergangen
ist - tauchst du aus der Ohnmacht auf, erstehst auf aus der Asche, wie ein verfluchter
Vogel Phönix, und du stellst fest, daß es kein Alptraum war: es ist wahr, daß
unter dir ein Nest voller beweglicher, giftiger Schlangen ist, und daß eines
der Biester sich wieder deinen Rücken hinauf zur Schulter schlängelt und die
Schußwunde sucht, um zuerst ihren Giftzahn hineinzubohren und dann ihren Kopf,
bis sie schließlich mit ihrem ganzen schleimigen Körper in dich eindringt.
- Andreu Martín, Don Jesús in der Hölle. Moos - Baden-Baden 1991
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