chlammschlacht Man
riet mir, in die Provinz Wan zu fahren. Dort ist ein Kampf
üblich, aus dem alle anderen hervorgegangen sind. Er trägt bei den Schauspielen
die Nummer 3, und man schlägt sich in einem Sumpf. Dieser
Kampf findet gewöhnlich unter nahen Verwandten
statt, damit der Kampfgeist größer ist. Man ahnt sofort, welche Kämpfe am beliebtesten
sind. Der Altersunterschied zwischen den Generationen
zählt nicht, sofern die Körperkräfte ausgewogen sind. Bei diesen Schauspielen
wird kaum je geflüstert. Nur der klebrige Schlamm, unparteiisch, aber
heimtük-kisch, belebt diesen Kampf, manchmal einen leichten Klaps bis zum Donner
steigernd, manchmal einen tragischen Schlag in den Unterleib fast völlig verschluk-kend,
niederträchtig, kriechend, immer offen für den, der sich aufgibt. Die glänzenden
Büffel mit menschlichen Gliedern und schlammtriefendem Kopf schnaufen, kämpfen,
halb erstickt, blind und taub von diesem verräterischen Schlamm,
der überall eindringt und bleibt und verstopft.
Ich sah den Kampf zweier Brüder. Seit vier Jahren
mieden sie einander, entwickelten ihre Kräfte, vervollkommneten sich. Sie trafen
aufeinander, ohne zu verstehen, könnte man sagen. Sie fingen an, sich wie im
Traum abzutasten, und beschmutzten sich mit Schlamm, als wollten sie die Familienzüge
unkenntlich machen, die sie jetzt verhöhnen würden, und wie! Der alte Haß
aus der Kindheit kam in ihnen nach und nach wieder
hoch, als einer den anderen mit der klebrigen Lepra der Erde beschmierte, und
die Gefahr drang in Nase, Augen, Ohren, eine düstere Warnung. Und mit einem
Schlag waren es zwei Dämonen. Aber es gab nur einen Angriff. Vom Schwung mitgerissen,
fiel der Ältere mit dem anderen in den Schlamm. Welche Raserei da unten! Nicht
endende Sekunden. Weder der eine noch der andere kam wieder hoch. Der Rücken
des Älteren tauchte für einen Moment auf, aber sein Kopf konnte sich nicht vom
Morast lösen und versank unaufhaltsam
darin. -
Henri Michaux, Reise nach Groß-Garabannien. Frankfurt am Main 1989 (zuerst 1936)
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