chlag
auf den Kopf
Als er zu dem Orakel hinabgestiegen war, geriet er zuerst in düstere
Finsternis. Dort betete er zu den Göttern und lag lange Zeit auf der Erde, ohne
recht darüber klar zu werden, ob er wache oder träume. Jedenfalls hatte er aber
die Empfindung, als wenn er unter lautem Getöse einen Schlag gegen den Kopf
erhielt, so daß die Nähte der Hirnschale auseinandertraten und die Seele
hinausließen. Sie stieg in die Höhe, und mit Behagen mischte sie sich mit der
reinen, durchsichtigen Luft. Zuerst kam es ihm vor, als wenn sie sich eine Weile
erhole, nachdem sie vorher so lange Zeit eingesperrt gewesen sei. Sie schien
auch immer größer zu werden, wie ein Segel, das man auseinanderfaltet. Dann
hörte er undeutlich ein Rauschen, das über seinem Kopf dahinzog und eine liebliche
Stimme erklingen ließ. Er blickte empor und sah die Erde nirgends mehr, stattdessen
aber Inseln, die in einem sanften Feuer leuchteten und
nacheinander ihre Farben wechselten, je nachdem wie das Feuer mit dem Licht
in ständiger Veränderlichkeit seine Färbung wandelte. Ihre Zahl schien unendlich
zu sein und ihre Größe unermeßlich. Sie waren alle gleich rund, doch verschieden
in ihrer Größe. Ihm war aber, als wenn der Äther von ihrem Kreisen vernehmlich
rausche; denn die Leichtigkeit ihrer Bewegungen stimmte zu der sanften Milde
dieser Töne, die aus allen Tönen harmonisch zusammenklang. Zwischen diesen Inseln
breitete sich ein See aus, der in den verschiedensten blauen Farben
schimmerte. Einige Inseln schwammen durch eine Meerenge hin und gerieten über
die Strömung hinaus, zahlreiche andere wurden mit dieser Strömung des Meeres,
das auch selbst fast im Kreise dahinglitt, fortgetragen. Die Tiefe des Wassers
war an manchen Stellen beträchtlich, vor allem nach Süden zu; an manchen Stellen
waren schmale, seichte Untiefen. Vielerorts trat es bald über die Ufer, bald
zog es sich wieder zurück, doch hielt sich die Überflutung in mäßigen Grenzen.
In der Farbe war das Wasser an manchen Stellen klar und rein, gleich dem Meerwasser,
an anderen trübe und unrein wie in stehenden Gewässern. Mit den Strömungen drehten
sich die Inseln und kehrten zurück, indes nicht an dieselbe Stelle, an der sie
anfänglich gewesen waren, auch schwammen sie nicht in einem Kreis, sondern an
ihrer ersten Bahn entlang und beschrieben so bei ihrer Drehung eine Spirale.
Etwa in der Mitte des Umfangs und an seiner längsten Seite war das Meer, wie
ihm schien, um etwas weniger als den achten Teil des Ganzen einwärts gebogen.
An dieser Stelle besaß es zwei Mündungen, durch die von entgegengesetzten Seiten
zwei Feuerströme sich ergossen, so daß das blaue Meerwasser weit zurückgedrängt
in heller Weiße aufschäumte.
Dieser Anblick nahm seine Sinne ganz gefangen. Als er aber in die Tiefe unter
sich blickte, zeigte sich ihm ein unermeßlicher runder Schlund, als wenn eine
Kugel herausgeschnitten wäre. Er war tief und von schreckenerregender Fürchterlichkeit.
Bis an den Rand füllte ihn dunkle Finsternis, die keine Ruhe gab und immer wieder
aufgerührt überzulaufen drohte. Aus solcher Tiefe drang Brüllen und Seufzen
unzähliger Lebewesen empor, unzähliger Kinder Wimmern und verworrenes Klagen
von Männern und Frauen. Ein dumpfes Lärmen und Tosen stieg unverständlich aus
der Tiefe in die Höhe, so daß Timarchos von Schrecken gepackt wurde. - (
plu
)
Schlag
auf den Kopf (2)