Schindmähre    Der Festtag kam heran, ich ritt auf einem schwindsüchtigen, traurigen Klepper, der mehr lahm als wohlerzogen seine Verbeugungen machte. Er hatte die Kruppe eines Affen, hatte keinen Schwanz, den Hals eines Kamels, nur viel länger; hatte nur ein Auge im Kopf, und das mit dem Star. Er war ein Schimmel, aber der, der auf ihm saß, wurde bleich, denn er stolperte bei jedem Schritt; was sein Alter betraf, so kann man sich nur in Schweigen hüllen: er hatte Urenkel in der Roßmühle. Alles in allem glich er mehr einem Dachreiter als einem Pferde und hätte er eine Sense gehabt, wäre er der leibhaftige Pferdetod gewesen. Sein Aussehen verriet Enthaltsamkeit, und man sah ihm die Folgen des Fastens und der Bußübungen an, denn zweifellos hatte er weder von Hafer noch von Stroh jemals etwas gesehen oder gespürt. Was aber am lächerlichsten erschien, das waren die vielen abgeschabten Stellen an seinem Fell, und wäre irgendwo ein Schloß an ihm zu sehen gewesen, so hätte er einem wandelnden Koffer geglichen.   - Francisco de Quevedo, Das Leben des Buscón. In: Spanische Schelmenromane, Hg. Horst Baader. München 1965
 

Maehre

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