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neues Es war ein neues Schiff, es mußte sich seinen Ruf erst
noch in den Gesprächen der Seeleute erwerben, die ihr Leben mit ihm zu teilen
hatten. Der Name des Schiffes war schon in ihrem Munde. Ich hatte ihn von zwei
dicken, rotnackigen Kerlen halb seemännischen Schlages in der Nähe der Fenchurch
Street nennen gehört, dort, wo in jenen Tagen die Männer in der alltäglichen
Menge meist Troyer und Düffeljacken trugen und sich den Anschein gaben, besser
mit den Hochwasserzeiten Bescheid zu wissen als mit den Abfahrtszeiten der
Züge. Ich hatte diesen neuen Schiffsnamen auf der ersten Seite meiner Morgenzeitung
gelesen, und jedesmal, wenn der Zug längsseits einer der kaiartigen, trübseligen,
hölzernen Bahnsteige zum Stehen kam, starrte ich die ungewohnte blaue Buchstabenfolge
auf weißem Grund an, die dort auf den Anschlagstafeln prangte. Zweifellos hatte
das Schiff nach rechtem Brauch seinen Namen an dem Tage bekommen, an dem es
von Stapel lief, aber »einen Namen« hatte es damit noch lange nicht. Unerprobt
und noch unkundig der Wege auf See, war es in die Gesellschaft dieser berühmten
Schiffe gesteckt worden, um für seine Jungfernreise beladen zu werden. Außer
dem guten Ruf seiner Bauwerft, von wo es kopfüber in seine Welt des Wassers
gelassen worden war, gab es nichts, was seine Zuverlässigkeit und den Wert seines
Charakters verbürgt hätte. Es machte auf mich einen bescheidenen, zaghaften
Eindruck, wie es so still dalag und seine Seite scheu an die Kaimauer schmiegte,
an der es, eingeschüchtert von der Gesellschaft seiner erprobten und erfahrenen
Geschwister, die schon vertraut waren mit allen Gewalttätigkeiten der See und
der anspruchsvollen Liebe der Menschen, mit ganz neuen Leinen festgemacht war.
Diese Schiffe hatten schon mehr lange Reisen hinter sich, in denen sie sich
ihren Namen gemacht hatten, als dieses Wochen behutsam umhegten Lebens hinter
sich gebracht hatte, wie es einem neuen Schiff zuteil wird, das umsorgt wird,
als wäre es eine junge Braut. Selbst die alten mürrischen Hafenmeister sahen
es mit wohlwollenden Augen an. In seiner Scheu hätte es an der Schwelle eines
arbeitsreichen und ungewissen Lebens, wo so viel von einem Schiff erwartet wird,
nicht besser ermutigt und getröstet werden können, hätte es nur zu hören und
zu verstehen vermocht, in welchem Ton tiefer Überzeugung mein ältlicher, ehrbarer
Seemann seinen Ausspruch wiederholte: »Schiffe sind gut...« - (
con
)
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