chieber   Emil gefiel sein Aufzug: er war jetzt ein breitschultriger amerikanischer Teddybär. Die aufkommende Sitte, sich selbst vor die Füße zu spucken, übte er fleißig. Aktentasche hatte er absichtlich die schäbigste. Eine gelbe chromlederne / nickiig-versperrbare, die nach Schleichhandel stank, lag zuhaus rum, fürs harmlose Ausgehen. Hier im Resselpark wäre es tuu matsch gewesen, die kritische Masse überschreitend, Militärpolizei oder Mörder, sogenannte Unbekannte, allzu anstrahlend. Emil, der Schleichhändler, hatte nicht alle Ssigrets bei sich. Ein größerer Handvorrat lag unter irgendeiner öffentlichen Blech Vorrichtung hinten im Parkgebüsch, das Gros lag zuhaus, unterm letzten Kohlenstaub der schlecht-schließenden/abgeblätterten/milchschaumfarbenen Kohlenkiste, ju noou?

Emil imponierte der alte männische Brauch, von dem er gehört hatte: ein goldenes Flinserl im Ohr zu tragen. Er hätte dies gern getan, hatte sich sogar ein solches Flinserl eingehandelt und im Versteck daheim liegen (im Zinkblechtopf unter gehamsterten Würfeln Kaffeeersatz), aber ein solches Ohr war heut undenkbar. Vielleicht würde er, wenn bessere Zeiten den Schleichhandel verabschieden würden, Zuhälter werden; dieser Beruf, von dem er sagen gehört hatte, gefiel ihm besonders. Vielleicht würde er aber Musiker werden Barmusiker, Pianist oder Saxophonist, auf den man nur gelegentlich in harten Filmen schießt. Er hatte eine Freundin Mia (Rohacek) mit erhurter lachsrosa Nylonfutwäsche und ganz wegrasierten Augenbrauen, wie es jetzt Mode war; Emil küßte gern ihre nackten Brauenbögen und die manchmal ganz tiefUunkelblau gepuderten Lider - etwas, wonach man im ganzen Krieg ausgehungert war! -, manchmal, wegen irgendwelcher Verwicklungen in ihrer Familie, konnte sie in seinen mausighaarigen Armen und Beinen übernachten, und ihn störte wirklich nicht, daß sie im Jeep von Butterfinger zu Butterfinger holperte, denn zu Emil war sie aufrichtig, aber weil es ein Märchen ist, daß in Notzeiten die Leute anhänglich und solidarisch sind, wünschte er sich längst ein luxuriöses Barmädchen, wie er es aus dem onanistischen Kitsch der kurzen Gefangenschaft, von Kameraden ausgemalt, kannte; sie wollten es ihm sogar auf den Bizeps tätowieren, aber er wurde bei dieser Vorstellung nur bubenhaft rot.

Ich hätte Gelegenheit gehabt, Emil noch einmal auf seiner Erdenbahn zu sehen. Am nächsten Tag stand er in der Zeitung, vor allem dem „Volksblatt". »Unbekannte" hatten ihm Teddy und Aktentasche entrissen und den restlichen Emil dann mit einem Sparkanister Benzin (blitzschnell über die schlechtere Oberhälfte geschüttet) bis hart an den Rand der Erkenntlichkeit zerbrannt. - (met)

 

Geschäftsmann Schwarzmarkt Schiebung

 

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