cherzhaftigkeit  Glaube mir, lieber Yorick, deine unvorsichtige Scherzhaftigkeit wird dich früher oder später in Schlingen und Schwierigkeiten verwickeln, aus denen dich keine nachträgliche Gewitztheit wird befreien können. Bei diesen Angriffen sehe ich zu oft, daß der Mann, über den gelacht wird, sich als eine beleidigte Person betrachtet, mit allen Rechten, die ihm in einer solchen Lage zustehen. Und wenn du ihn ebenfalls in diesem Lichte betrachtest und seine Freunde, seine Angehörigen, seine Verwandten und Bundesgenossen zusammenrechnest und die vielen Rekruten mit in die Glieder stellst, die sich aus Angst vor einer gemeinsamen Gefahr von ihm werden anwerben lassen, dann ist es keine übertriebene Behauptung, wenn man sagt, daß du dir für zehn witzige Einfälle jeweils hundert Feinde eingehandelt hast. Aber du willst es nicht eher glauben, als bis es so weit gekommen ist, daß dir der aufgerührte Wespenschwarm um die Ohren summt und dich halb totgestochen hat.

Ich kann bei dem Mann, den ich hochschätze, nicht argwöhnen, daß ihn auch nur der kleinste Sporn von Bitterkeit oder Boshaftigkeit zu diesen Angriffen reize. Ich glaube und bin überzeugt, sie sind unschuldig und bloß als Scherz gemeint. Aber bedenk es wohl, lieber Junge, Narren können den unterschied nicht sehen, und Buben wollen ihn nicht sehen; und du weißt nicht, was es heißt, den einen herauszufordern oder mit dem andern zu tändeln. Wenn sie sich zu gemeinsamer Verteidigung zusammentun, werden sie — darauf kannst du dich verlassen — den Krieg gegen dich auf eine solche Art führen, mein lieber Freund, daß du seiner und auch deines Lebens herzlich überdrüssig werden wirst.

Die Rachsucht wird aus einem giftigen Winkel ein ehrenrühriges Märchen gegen dich richten, das weder die Unschuld des Herzens noch die Lauterkeit des Lebenswandels abwehren wird. Die Glückseligkeit deines Hauses wird erschüttert, dein Charakter, auf dem sie beruht, allenthalben verwundet, deine Redlichkeit in Zweifel gezogen, dein Tun verleumdet, dein Witz vergessen, deine Gelehrsamkeit mit Füßen getreten. Um dir den letzten Auftritt deines Trauerspiels vor Augen zu halten: die Grausamkeit und die Feigheit, diese Zwillingsschurken, die als Mietlinge der Bosheit im Finstern herumschleichen, werden gemeinsam deine Schwächen und Irrtümer bestürmen. Der beste von uns, mein lieber Junge, gibt sich hier Blößen. Und glaube mir, glaube mir, Yorick: wenn es einmal zur Befriedigung einer geheimen Lust beschlossen worden ist, daß ein unschuldiges, hilfloses Geschöpf geopfert werden soll, so findet sich leicht in jedem grünen Gebüsch, in das es sich verirrt hat, genug trockenes Reisig für das Feuer, auf dem es geopfert werden soll. - (shan)

Humor Scherz

 

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