Scheitelauge  Es gab das legendäre »dritte Auge« nicht nur, es gibt es bei manchen Lebewesen sogar heute noch. Unsere Abbildung zeigt es bei einer Eidechse. Auch dieses »Scheitelauge«, wie die Biologen es nennen, dient, wie schon sein Bau verrät, der Lichtwahrnehmung, allerdings noch nicht dem »Sehen« im engeren Sinne des 'Wortes. Es scheint bei vielen Reptilien und Amphibien sowie bei manchen Fischen ein Lichtsinnesorgan zu sein, das die Aktivität des Tieres mit der Periodik_des Helligkeitswechsels zwischen Tag und Nacht synchronisiert. Bei bestimmten Fischen Ist es offenbar auch an der Fähigkeit beteiligt, die Körperoberfläche einem wechselnden Aussehen des jeweiligen Untergrundes anpassen zu können. Besonders interessant ist die Entdeckung, daß sich auch irn menschlichen Gehirn seine Spuren noch nachweisen lassen. Allerdings ist das ehemalige Scheitelauge, das also auch unsere tierischen Vorfahren einmal besessen haben müssen, bei uns längst zu einer Drüse geworden, der »Zirbeldrüse«, die durch ein geschlossenes Schädeldach und die Überwucherung durch andere Hirnteile von der Außenwelt abgeschnitten ist.

Bemerkenswerterweise regelt auch diese Zirbeldrüse offensichtlich noch die zeitliche Ordnung bestimmter Körperfunktionen. Die auslösenden Reize kommen beim Menschen und den höheren Tieren aber nicht mehr aus der Umwelt, von der sich das Leben im Verlaufe seiner Höherentwicklung immer unabhängiger zu machen scheint, sondern aus dem betreffenden Organismus selbst.

Scheitelaugenrest der Eidechse


- Hoimar von Ditfurth, Im Anfang war der Wasserstoff. München 1981 (zuerst 1972)

Scheitel Auge


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Synonyme
Auge, drittes