chandfleck   Welchen eigenthümlichen Genuß gewährt doch der Anblick jedes freien Thieres, wenn es ungehindert für sich allein sein Wesen treibt, seiner Nahrung nachgeht, oder seine Jungen pflegt, oder zu andern seines Gleichen sich gesellt u. s. w. Dabei so ganz was es seyn soll und kann. Und sei es nur ein Vögelein, ich kann ihm lange mit Vergnügen zusehn; — ja einer Wasserratte, einem Frosch: doch lieber einem Igel, einem Wiesel, einem Reh oder Hirsch! — Daß uns der Anblick der Thiere so sehr ergötzt, beruht hauptsächlich darauf, daß es uns freut, unser eigenes Wesen so sehr vereinfacht vor uns zu sehn. — Es giebt auf der Welt nur ein lügenhaftes Wesen: es ist der Mensch. Jedes andere ist wahr und aufrichtig, indem es sich unverhohlen giebt als Das, was es ist, und sich äußert, wie es sich fühlt. Ein emblematischer [sinnbildlicher], oder allegorischer Ausdruck dieses Fundamentalunterschiedes ist, daß alle Thiere in ihrer natürlichen Gestalt umhergehn, was viel beiträgt zu dem so erfreulichen Eindruck ihres Anblicks, bei dem mir, zumal wenn es freie Thiere sind, stets das Herz aufgeht; — während der Mensch durch die Kleidung zu einem Fratz, einem Monstrum geworden ist, dessen Anblick schon dadurch widerwärtig ist, und nun gar unterstützt wird durch die ihm nicht natürliche weiße Farbe, und durch alle die ekelhaften Folgen widernatürlicher Fleischnahrung, spirituoser Getränke, des Tabaks, der Ausschweifungen und Krankheiten. Er steht da als ein Schandfleck in der Natur! — Die Griechen beschränkten die Kleidung möglichst, weil sie es fühlten. - (schop)

Schandfleck (2)  Gewöhnlich hütete sie sich, die Blödheiten wiederzuerzählen ... Aber bei den Schmerzen, die sie litt, verlor sie die Kontrolle über sich... Sie schwabbelte Papa alles wieder, Wort für Wort... Er hatte schon lange keinen Anfall gehabt... Er stürzte sich auf die Gelegenheit... Er brüllte, ich risse ihm bei lebendigem Leib die Haut herunter, und meiner Mutter auch, ich sei sein Schandfleck, ich sei an allem schuld! An allem Unglück! In der Vergangenheit wie in der Zukunft! Ich triebe ihn zum Selbstmord! Ich sei ein Mörder ganz besonderer Art!... Er erklärte nicht, wieso... Er pfiff und dampfte so, daß sich eine Wolke zwischen uns legte... Er riß sich die Haare mit der Kopfhaut aus... Er kratzte sich den Schädel, bis er blutete ... Er hämmerte gegen die Möbel... Die Kommode warf er um... Der Laden war ganz klein... Für einen Wahnsinnigen war kein Platz drin... Er stolpert über den Regenschirm... Er schmeißt die beiden Vasen um. Meine Mutter will sie auffangen, sie verdreht sich das Bein! Sie stößt einen durchdringenden Schrei aus... so furchtbar... daß alle Nachbarn angeschest kommen!  

Sie war beinahe ohnmächtig geworden... Man gab ihr Riechsalze... Allmählich kommt sie wieder zu sich... Sie atmet, sie richtet sich im Stuhl auf... «Ach!» sagt sie uns. «Er ist geplatzt!» Der Abszeß nämlich ... Sie war glücklich. - (tod)

Schandfleck (3)  
Vergleich Schande
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme