chalterhalle
Die Angestellten der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank
mußten ihn einfach unterwinkeln, was die bestimmt an sich selbst schon übungshalber
oft polizeilich ausgeführt hatten, sie mußten jetzt handgreiflich
werden, nachdem es zwischen Heinz und dem Direktor beinahe zu einer körperlichen
Auseinandersetzung gekommen wäre, weil er ihn überzeugen hatte wollen davon,
daß ein Striptease nicht immer nur in Tigerfellen,
sondern zum Beispiel für seine Kunden viel erregender im Dirndl stattfände.
Also auf und hinweg mit dem Kunden aus der Herrlichkeit der Schalterhalle. Und
da sollte Heinz selbst nicht einmal mithelfen dürfen, etwa hopsend von einem
Fuß auf den andern, nein, unerbittlich war dieser Dienst am Kunden. So wurde
er verschleppt, die Eisenschuhe pietamäßig gekreuzt, die Arme, ähnlich Greifern,
keine Flügel, schon eher geknickte, schwitzend, kurz vor Blut, derart die Herrlichkeit
des Herrn Säufers mimend zwischen malvenfarbigen, spiegelbeschlagenen Puffwänden,
hinter ihm eine verbumste Kapelle, vor welcher die auf dem Tisch das Tigerfell
wieder einmal zwischen ihren Beinen durchzog, weswegen es ihm und trotz der
Rückständigkeit der Inszenierung zwischen den Beinen naß geworden war, nicht
ganz so wie das Tischtuch, das er mit dem Whiskey unter den silbernen Zehennägeln
der Stripperin weggezogen hatte, sehr schnell, so wie er jetzt und noch viel
schneller durch den Korridor gezogen wurde, wo die Einzahler und Ausgezahlten
erschrocken herumstanden mit flatternden Schecks, und wo noch viele hängende
Glieder nach ihm naß werden sollten, wo aber jetzt das seine trocknete, als
er durch die Glastür flog, weil die Geldkaufleute ihm den letzten Schwung mit
letzter Kraftanstrengung gaben, gnadenhalber, damit er einst nicht allzusehr
kopfverletzt das Martyrium der steinharten Leber erleben würde können. - Ein
falscher Vorschlag am falschen Platz hatte Heinz in die Freiheit befördert.
- Paul Wühr, Das falsche Buch. Frankfurt am Main 1985
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