chaffner Der
Mann war mir aufgefallen durch sein seltsames Benehmen, durch die stechenden
fixierenden Blicke, mit denen er mich allemal musterte, wenn ich allein im Abteil
saß. Dieser Schaffner, ein großer, knochiger, schwarzhaariger Mann mit einem
riesigen Schnurrbart und mit dichten, an der Nasenwurzel
zusammengewachsenen Augenbrauen, die seinem Gesichtsausdruck etwas erschreckend
Finsteres verliehen, setzte sich mir eines Abends in dem vollkommen leeren Wagen
ganz unvermutet gegenüber, knöpfte seinen Hosenlatz auf und begann mit Eifer
an seinem Glied herumzuspielen, wobei er mich wie ein großer läufiger Hund anstarrte.
Das geschah zunächst schweigend und da auch ich vor Verwunderung über dieses
merkwürdige Beginnen kein Wort hervorbringen konnte, so saßen wir eine ziemliche
Weile wortlos einander gegenüber, ich erstaunt, er sehr angeregt. Endlich, nachdem
er sich einige Minuten so verlustiert hatte, verstieg er sich zu der sonderbaren
Frage, ob ich auch so etwas vorne habe, wenn ja, so solle ich mich nicht genieren
und ihm das »Dingle« einmal zeigen. Dieses in meinen Augen komische Ansinnen
wies ich natürlich zurück, ich erklärte ihm, ich geniere mich, das »Dingle«
zu zeigen, ich trüge auch gar kein Verlangen darnach, seines zu sehen. Das wollte
hinwiederum er nicht verstehen; er versicherte mir, es gäbe nichts Schöneres,
als das Ding so lange zu drehen bis es so groß wie seines würde. Das, setzte
er noch hinzu, könnte ich auch mit meinem machen, wenn es auch noch nicht so
groß wie seines wäre.
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Rudolf Schlichter, Das widerspenstige Fleisch. Berlin 1991 (zuerst 1932)
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