chädlingsbekämpfung
»Ich plane ein Projekt zur Bekämpfung der Bilharziose vor Ort .«
»Der Würmerkrankheit in Ägypten?«
»Nicht nur in Ägypten, sie verbreitet sich in Afrika überall, wo Stauwasser ist. In Ghana gilt das für den Volta-Stausee genauso. Seit die Überschwemmungen und das darauffolgende Austrocknen der Nil-Ufer durch den Assuan-Damm aufgehört haben, werden die angeschwemmten Schnecken nicht mehr vernichtet. Sie vermehren sich in einem Maße, daß bereits zwei Drittel der Bevölkerung in Ägypten von den Würmern befallen sind. Und wie waren die Russen stolz auf ihren Wunder-Staudamm!«
»Übertragen die Schnecken die Würmer?«
»Sie sind die Zwischenwirte, ohne sie können sich die Schistosoma-Larven nicht entwickeln.«
»Schistosoma?«
»Pärchen-Egel, das Männchen trägt das Weibchen in
einer Bauchfalte, deshalb sprach man früher vom ›geteilten Körper‹. Sie gehören
zu den Helminthen, primitiven Trematoden, neben ihnen
ist eine Buckelzirpe hochentwickelt. Ich habe überlegt, wie man das Trockenfallen
des Flusses ersetzen kann - man kann nur den Schnecken
auf den Leib rücken, die Schistosomata sind zu klein. Die chemische Bekämpfung
kann entweder erst bei den Infizierten angesetzt werden — wie bei dem Biltricide-Projekt,
oder greift nicht in erforderlichem Maße - wie die Kupfersalze und Pentachlorphenol
gegen die Schnecken: der ganze Flußschlamm wird vergiftet. Außerdem ist Chemie
immer die letzte Lösung, man müßte eine biologische finden. Auch wenn man die
Wurmträger einzeln pharmazieren kann, scheißen die meisten Bauern weiter in
die Bewässerungsgräben, und die städtischen Kloaken,
die ungeklärt in die Flüsse abgehen, besorgen den Rest; die Wurmeier gelangen
so oder so wieder ins Wasser. Erst als man auf Bahnhöfen und öffentlichen Ämtern,
namentlich der Post, überall Emailleschilder anbrachte: ›xDas Spucken
auf den Fußboden ist untersagt!‹ ging die Lungentuberkulose so weit zurück,
daß Penicillin greifen konnte. An der mangelnden Volkshygiene scheitert es;
in Japan ist die Schistosomiasis, also die Bilharziose, nur deshalb so weit
zurückgedrängt, weil man rechtzeitig anfing, die bäuerlichen Latrinen mit Chlorkalk
zu beschütten. So viel zur Chemie: ohne Aufklärung funktioniert sie nicht. Freud
wußte es noch nicht, der spuckte ungehemmt auf den Treppen und ließ die Putzfrauen
seine Aulen aufwischen. Aber in den Frauen wollte er sich auskennen: ›Was will
das Weib?‹« - Libuše Moníková,
Die Fassade. München 1990 (zuerst 1987)
Schädlingsbekämpfung (2) Die Schädlingsbekämpfung
durch Gifte kann unter Umständen für den Schädling von Nutzen sein, weil sie
auf die Dauer nicht ihn, sondern seine Feinde vernichtet. Die Tiere, die den
Menschen unmittelbar schädigen können, sind nahezu ausnahmslos solche, die zu
einer besonders raschen Vermehrung befähigt sind, seien es nun die lästigen
Stechmücken oder die Schädlinge des Ackerbaues. Viele unter ihnen, wie eben
die Mücken und andere Insekten, haben außerdem die Fähigkeit, Lebensräume, in
denen sie ganz oder teilweise ausgerottet wurden, erstaunlich rasch wieder zu
besiedeln. Als man vor längerer Zeit den Versuch unternahm, der Mückenplage
dadurch Herr zu werden, daß man die Tümpel mit Petroleum übergoß, in denen die
Larven heranwuchsen, ereignete sich folgendes: Der rohe Eingriff tötete, wie
zu erwarten, nicht nur die Mückenlarven, sondern auch alle anderen in jenen
Gewässern vorkommenden Wassertiere, die ihrerseits von Mückenlarven leben, wie
Wasserwanzen, Wasserkäfer, Molche und Kleinfische. Im nächsten Jahr gab es eine
Mückenplage wie nie zuvor. Man könnte sich tatsächlich keine wirksamere Methode
zur Massenzucht von Stechmücken ausdenken. - Konrad Lorenz,
nach: Theo Löbsack, Das unheimliche
Heer. Insekten erobern die Erde. München 1991 (dtv 11389)
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