aufen   Picheln, schlukken, bechern, tanken, heben, zur Brust nehmen, spülen, gurgeln, zischen etc. Beim Individuum gilt Saufen als verwerflich, wogegen saufende Nationen die Vorhut von Macht und Zivilisation bilden. Im Gefecht mit trinkfesten Christen fallen enthaltsame Moslems wie das Gras unten den Sense. In Indien beherrschen einhunderttausend Rindfleisch essende und Brandy-Soda trinkende Briten zweihundertfünfzig Millionen enthaltsame Vegetarier der gleichen arischen Rasse. Mit welch müheloser Anmut verdrängte nicht der whiskyliebende Amerikaner den asketischen Spanier aus seinen Besitzungen! Seit der Zeit, da die Berserker alle Küsten Westeuropas verwüsteten und betrunken in eroberten Häfen herumlagen, ist es immer das gleiche gewesen: Völker, die zuviel trinken, kämpfen ganz gut und ohne zuviel Skrupel. Daher dürfen sich die ehrenwerten alten Damen, die dafür gesorgt haben, daß in der amerikanischen Armee die Kantinen abgeschafft wurden, mit Recht der Tatsache rühmen, daß sie die militärische Macht der Nation gewaltig gesteigert haben. - (bi)

Saufen (2) Mein Großvater fuhr immer nur Bochumer Autos und tankte nur Bochumer Benzin. Etwas anderes als ein Kadett kam ihm nicht unter den Hintern, und in den Tank gehörte Aral. Mein Großvater war fest davon überzeugt, dass dem Motor mit Shell, Esso oder Texaco irreparabler Schaden zugefügt würde. Das lehre doch das Leben ganz allgemein: "Durcheinander saufen ist immer schlecht!" - Frank Gosen

Saufen (3)  Faber in Auctario schreibt / daß ein vornehmer Herr einen einfältigen Narren zu seiner Unterhaltung habe gehabt; diser Herr hat sich einmahl bei einer Mahlzeit dergestalten überweint / daß er frühe Morgens seinem Jodl sehr den Kopff geklagt / worauff der Lapp geantwortet / Herrl thue Hunds-Haar aufflegen / das ist / thue heut wider einen Rausch trincken: der Herr folgt; deß andern Tags aber klagte er sein Capital noch hefftiger; deß Jodels Rath-Schlag ware widerumb / er solle mehrmahlen steiff sauffen: was / sagt der Herr / was wird aber endlich darauß werden? Endlich spricht der Jodl / wirst du ein Narr werden / wie ich: wol getroffen. Weil Holofernes der Kriegs-Fürst sich rauschig / und vollgesoffen / dessentwegen hat er durch die Judith den Kopff verlohren. - Abraham a Santa Clara

Saufen (4)  Ich sauf, ich hab mein System / Ich will die Kerle meiner Frau vergessen / Ich sauf, ich hab mein System / Ich will all die blöde Scheiße vergessen / Ich sauf, ganz gleich welchen Dreck / Hauptsache, er hat seine zwölf Prozent weg / Ich sauf auch den schlechtesten Saft / Das ist ekelhaft, aber die Zeit geht rum / Ist das Leben denn so lustig / Ist das Leben denn so wichtig / Das sind meine Fragen / Ist das Leben lebenswert / Ist die Liebe Hörner wert / Das sind meine Fragen / Auf die kein Mensch Antwort gibt. - Boris Vian, nach (enc)

Saufen (5)  Wenn ich sage: Ich trinke mir den Minderwertigkeitskomplex weg und Mut an — AUCH wahr. Wenn ich sage: Ich trinke mich auf das Niveau der Leute runter - AUCH wahr. Wenn  ich sage: Ich saufe mich in die Lächerlichkeit rein, in die Verblödung, weil dieses Gesorks nicht dahinterkommen soll -weil es mich nicht konsumieren soll, nicht den, der hier am Arbeitstisch sitzt - auch wahr. Dass meine Sauferei nur eine lächerliche schlechte Angewohnheit ist - schlechte Erziehung und Disziplinlosigkeit - auch wahr. WAHR.  - (jan)

Saufen (6)  »Der Superintendent ist der beste Mensch unter der Sonne und den übrigen Sternen, sobald er etwas besoffen ist.« So sagt auch der Pöbel und schon Epiphanius von den Schlangen, daß sie so lange ihren Gift wegsetzen, als sie saufen. - Jean Paul, Auswahl aus des Teufels Papieren. Frankfurt / M. Berlin 1991 (zuerst ca. 1784/89)

Trunkenheit Trinken
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