aufeder Sie vernahm sie, daß die Dame im Nebenzimmer die Dienerschaft unter einem schicklichen Vorwand entließ und sah sie mit dem Zwerg in die Schlafkammer treten. Darauf hörte sie sie die Tür verriegeln und, vielleicht um keine Zeit zu verlieren, ohne viel Federlesens das Bett besteigen und die gewohnte Arbeit beginnen.
Nun kam die treue alte Mohrin leise aus ihrem Versteck hervor, und als sie
die beiden einen neuartigen, ausschweifenden Doppeltanz tanzen und zuweilen
die Dame auf dem Spieß der garstigen Kröte reiten sah, überfiel sie ein so unerträglicher
Schmerz und ein so grimmiger Zorn, daß sie ohne weiteres Nachdenken eine Saufeder
ergriff, die sie an einer Wand des Zimmers hängen sah, und deren sich der Ritter
bei der Jagd auf Wildschweine bediente, und mit dieser mit einem schweren spitzen
und scharfen Eisen versehenen Waffe in der Hand, ohne von dem Paar bemerkt zu
werden, auf das Bett stieg und den Speer der Herrin mit aller Gewalt ins Kreuz
stieß und, indem sie sich mit voller Wucht darauf warf, nicht allein sie, sondern
auch den Zwerg durch und durch bis auf die Tücher des Bettes bohrte, so daß
sie beide, ohne daß sie von dem Speer loszukommen vermochten, einer auf dem
anderen in der Umarmung nach kurzer Zeit starben. - Masuccio, Novellino. Berlin 1988 (zuerst 1476)
|
||
|
|
|