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heilige In Neapel gibt es Mönche, die das Recht haben, auf öffentliche
Kosten, ohne Rücksicht auf das Gemeinwesen, eine Schweineherde zu züchten. Diese
privilegierten Schweine heißen bei den heiligen Vätern,
denen sie gehören, die »heiligen Säue«. Sie spazieren unbelästigt durch alle
Gassen und laufen in die Häuser, und man läßt sie ergebenst gewähren. Wenn ein
Mutterschwein da Junge wirft, läßt man ihm und
seinen Ferkeln alle Sorgfalt angedeihen: glücklich
derjenige, den es mit seinem Kindbett beehrte! Wer ein porco sacro totschlägt,
begeht ein Sakrileg. Eines Tages töteten gewissenlose Soldaten ein heiliges
Schwein: der Mord erregte großes Aufsehen, und die Stadtverwaltung befahl strengste
Untersuchung. Die Missetäter fürchteten, entdeckt zu werden, und kauften zwei
Kerzen, die sie anzündeten und neben das porco sacro steckten, über das
sie eine große Decke breiteten. Dann stellten sie einen Weihwasserkessel mit
einem Wedel zu seinen Häupten und ein Kruzifix zu seinen Füßen auf. Wer zur
Besichtigung der Leiche kam, fand sie betend zu Füßen des Toten knien. Einer
davon bot dem Leichenbeschauer den Weihwedel; dieser besprengte die Leiche mit
Weihwasser und fragte, wer der Tote sei. ›Einer unserer Kameraden; ein schwerer
Verlust. So geht es in der Welt: die Guten müssen weg und die Bösen bleiben
leben!‹ - - Diderot, Vorwort zu (
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