Sau, fliehende    »Du willst beim schlachten mithelfen«, fragte der Knecht Kaare. Ich antwortete: »Ja.« »Dabei fließt Blut«, sagte er. Und es blieb unentschieden, ob er mich beraten oder verhöhnen wollte. Ich stand noch da, sehr unentschlossen und verwirrt, als ich Geschrei aus dem Stall hörte. Schneller als ich erwartet, floh ein Schwein in den Hof. Ihm folgte der Schlachter, jetzt beschürzt, umgürtet, mit einem Köcher an der Seite; in dem unterschiedliche Messer staken. Haakon, ganz ähnlich gekleidet, mit groben, lang-schäftigen Stiefeln an den Füßen. Und Eystina, die beständig in die Hände klatschte, offenbar, um anzutreiben. Damit noch fortfuhr, als es nichts mehr anzutreiben gab. Die Sau geriet in die Hände der Knechte. Man stellte ihr ein Bein. Sie brach vorne mit hohem Aufschrei zusammen. Ich sah, sie wollte sich erheben. Da fuhr ihr ein grober Stiefel in die Seite. Sie schrie entsetzter, mit tödlicher Angst. Sie kam nicht hoch. Man hielt sie. Der Schlachter stand bei ihrem Kopf und schlug mit einem keulenartigen Holz auf sie ein. Er schlug sehr hart. Es gab ein dumpfes und knackendes Geräusch. Es gab noch einen, diesen letzten Schrei. Dann traten die übrigen auseinander. Ich sah, wie er sich den Hals des Tieres zurechtlegte, eine Falte ihrer Haut und ihres Fettes faßte und mit einem flachen Messer hineinschnitt. Es ist lebendes Fleisch, sagte ein Etwas zu mir. Dann tat er die Finger in die Wunde, als ob er ein Organ suche, machte einen Wink, stach mit einem anderen Messer senkrecht abwärts. Alsbald schoß ein dicker Strahl hellroten Blutes hervor. Es wurden Gefäße untergehalten. Es vergingen ein paar stille Minuten.  - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main 1966 (zuerst 1929)
 

Sau Fliehen

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