albe
Köstliche Salbe für schwindende Glieder:
Schweineschmalz 4 Lot, Dachsenschmalz 2 Lot, Lohr-Öls 6 Lot, Wacholderöls
1 Lot und Spicköls 1 Quent, über einer Glut zusammen lassen zergehen und
darein gerühret zart gepulverten Sade- oder Sevenbaums 2 Lot, Federweiß
und Nesselsamens, jedes 1 Lot, und, unter stetigem Umrühren, erkalten lassen.
Es darf nicht kochen, sondern nur wohl heiß werden. - (
zauber
)
Salbe (2) In der Annahme, daß die Salbe gewiß irgendeine wunderbare Eigenschaft enthielte, bat ich ihn, sie mir zu schenken, und meinte, ein Mann, der wie er aller weltlichen Eitelkeit entsagt hätte, bedürfe doch keiner Salbe.
Innerlich war ich entschlossen, sie ihm mit Gewalt zu entreißen, doch statt sie mir zu verweigern, zog der Derwisch das Kästchen aus dem Busen und reichte es mir.
Als ich es in Händen hielt, öffnete ich es; ich betrachtete die Salbe darin und sprach: ‹Da deine Güte so groß ist, bitte ich dich noch, du mögest mir sagen, welche Eigenschaften diese Salbe hat.›
‹Sie sind außerordentlich›, erwiderte er. ‹Wenn man damit das linke Auge bestreicht und das rechte schließt, erblickt man deutlich alle im Innern der Erde verborgenen Schätze. Wenn man das rechte bestreicht, verliert man die Sehkraft beider.›
Entzückt bat ich ihn, mein linkes Auge mit der Salbe zu bestreichen.
Der Derwisch entsprach meiner Bitte. Kaum hatte er mir das Auge bestrichen, so erschienen vor meinem Blick so viele und so vielfältige Schätze, daß meine Habgier sich aufs Neue regte. Ich ward nicht müde, diese unendlichen Reichtümer zu betrachten; da ich aber das rechte Augen geschlossen und mit der Hand bedeckt halten mußte, was mir lästig wurde, bat ich den Derwisch, er möge mir auch das rechte Auge bestreichen, damit ich noch mehr Schätze erblicken könne. ‹Ich habe dir gesagt›, antwortete er, ‹daß du mit dem Bestreichen des rechten dein Augenlicht verlierst.›
‹Bruder›, versetzte ich lächelnd, ‹unmöglich kann diese Salbe zwei so entgegengesetzte Eigenschaften und so verschiedene Gaben besitzen.› Wir stritten lange Zeit; schließlich rief der Derwisch Gott zum Zeugen an, daß er mir die Wahrheit gesagt hätte, und gab nieinen Bitten nach. Ich schloß das linke Auge, und der Derwisch bestrich mir mit der Salbe das rechte. Als ich beide öffnete, war ich blind!
Zu spät erkannte ich, daß mich meine erbärmliche Begehrlichkeit zugrundegerichtet
hatte, und ich verfluchte meine unersättliche Habgier. Ich warf mich dem
Derwisch zu Füßen. ‹Bruder!›, rief ich, ‹der du stets willfährig warst
und so weise bist, gib mir mein Augenlicht wieder!› ‹Unseliger›, erwiderte
er. ‹Habe ich dich nicht im voraus gewarnt und mit allen Kräften versucht,
dich vor diesem Unglück zu bewahren? Ja, ich kenne viele Geheimnisse, wie
du in der Zeit, die wir zusammen verbrachten, feststellen konntest, aber
das Geheimnis, dich wieder sehend zu machen, kenne ich nicht. Gott hat
dich mit Reichtümern überhäuft, die zu besitzen du unwürdig warst, und
er hat sie dir genommen, um deine Habgier zu bestrafen.› -
Tausendundeine Nacht nach Galland. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel
Bd. 25, Hg. Jorge Luis
Borges
Salbe (3), hämorrhoidale - Onguent hemorrhoidal (Pharmazie). Diese Salbe wird im Pariser Arzneibuch als »eine schnell und ohne Umstände herzustellende Hämorrhoidensalbe« beschrieben.
Man nehme jeweils drei Unzen Fett, drei Eigelb, anderthalb Drachmen Safranpulver, eine Drachme Opium & vermische alles zu einer Salbe.
Diese Salbe scheint sehr geeignet zu sein, die furchtbaren Schmerzen zu lindern,
die häufig mit Hämorrhoidenanfällen einhergehen. - (
enc
)
Salbe (3)
Salbe (4) Mehr als einmal schildert
uns Apollonios Medeias Besuch bei
Hekate. Sie war die kundige Priesterin der nächtlichen
Göttin, die den Eingang zur Unterwelt, ja, in geheimer Identität mit Persephone,
unter dem Namen der nachtwandelnden Brimo, der Unterirdischen, der Herrin der
Toten, das Totenreich selbst beherrschte. Es gab Genealogen, die behaupteten,
Hekate wäre die Mutter beider zauberkundiger Frauen gewesen: sowohl der Kirke,
die als Schwester des Aietes galt, als auch der Medeia. Im Tempel der Hekate
hatte diese zum erstenmal mit Iason gesprochen, die Salbe aus ihrer Brustbinde
entnommen und dem Heros gereicht, damit er gegen das Feuer der Stiere gefeit
sei. Es war die »Prometheische Salbe«, der Saft
der Blume, die in den Schluchten des Kaukasos aus dem Blut des gequälten Titanen
entsproß: ellenhoch, an Farbe gleich dem korykischen Krokus, doch mit fleischroter
Wurzel. Die Erde brüllte und bebte, als sie
aus dem Boden herausgeschnitten wurde. Zum zweitenmal geschah es an der Mündung
des Halys in Paphlagonien, daß Medeia, am dritten Tag ihrer Flucht mit Iason,
der Hekate opferte. Die schauerliche Begehung zu schildern, wagt der Dichter
nicht. - (kere)
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