akrament,
heilsames
Er fing sogleich an, zuerst sie zu betasten und an sich zu
drücken und dann zu umschlingen und zu küssen. Die Kranke wußte, als sie dies
sah und fühlte, gar nicht, wie ihr geschah und rief ganz entsetzt: »O weh, Salvestro!
Was soll das bedeuten? Hast du etwa gar den Verstand verloren? Was willst du
beginnen?«
Er aber gab nichts weiter zur Antwort als »Halt dich still und hab' keine Angst, du Närrin - ich bin nur darauf bedacht, dich wieder gesund zu machen«.
Und mit diesen Worten schickte er sich an, sie zu besteigen. Sie aber rief mit erhobener Stimme: »Weh mir, Abscheulicher, willst du mich so umbringen? Kannst du nicht warten, bis mich die Krankheit von selbst tötet, was bald geschehen wird, warum willst du meinen Tod durch ein so abenteuerliches Mittel beschleunigen?«
»Wieso denn?« protestierte Salvestro, »ich bin bestrebt, dir das Leben zu erhalten, meine süße Seele: dies ist die Medizin für deine Krankheit, so hat mirs unser Gevatter Meister Mingo aufgetragen, von dem du doch weißt, wie sehr er die anderen Ärzte an Verständnis übertrifft. Drum sei guten Mutes: sei still und rühr dich nicht. Ach, da hab ich ja deine Gesundheit gar wohl in der Hand! Nun, mein süßes Leben, schicke dich an, sie ganz zu empfangen, damit du bald genesen und dieses Bett verlassen kannst.«
Sie schrie aber trotzdem und setzte sich zur Wehr und schalt ihn und überschüttete
ihn unaufhörlich mit Vorwürfen, ließ sich aber doch schließlich, da sie sehr
schwach war, von der Kraft und den Bitten ihres Gatten besiegen, so daß sie
die heilige Ehe vollzogen, wobei sie, die sich vorgenommen hatte, regungslos
dazuliegen, als ob sie von Marmor sei, es sich doch nicht versagen konnte, tätigen
Anteil daran zu nehmen; und es schien ihr wohl, da ihr Mann fest in sie eindrang,
als schöbe er ihr, wie er gesagt, die Gesundheit in den Leib, fühlte sie doch
ganz plötzlich die Last und Pein des Fiebers, die Schwere und Leere des Kopfes,
die Schlaffheit und Müdigkeit der Glieder verschwinden und sich ganz frei und
leicht werden und mit dem Einfließen des Zeugungssamens ihre Schwache und die
ganze Qual der Krankheit aufhören. Nachdem sie so das erste Gefecht geliefert
hatten, schöpften sie alle beide Atem und ruhten sich aus. Salvestro aber, der
die Worte des Arztes wohl im Gedächtnis hatte, schickte sich bald darauf an,
den zweiten Sturm zu unternehmen, nach welchem auch der dritte nicht lange auf
sich warten ließ und glücklich durchgeführt wurde, worauf sie sich dann ermüdet
schlafen legten. Und die Frau, die vorher zwanzig Nächte kein Auge hatte zutun
können, schlief alsbald ein und wachte acht Stunden lang keinen Augenblick auf
und wäre auch dann noch nicht aufgewacht, wenn ihr Mann sie nicht an einer gewissen
Stelle gekrault hätte, worauf sie sich zum vierten Scharmützel umschlangen.
Damit war es hellichter Tag geworden, und die Frau schlief darauf abermals ein
und schlummerte bis zur dritten Stunde. - Antonfrancesco
Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)
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