äuglingssprache
Sie redet auch. Auf ihre Weise, versteht sich, und sie antwortet,
wie es ein Tier kann, auf die Stimme und nicht auf die Worte, die sie, nehme
ich an, nicht versteht; abgesehen davon, daß unsere Worte, so gering ist die
Achtung, die die Großen vor den Kleinen haben, auch nur als einfache Laute gemeint
sind. Was soll's, immerhin ist es der Anfang eines Dialogs. Im allgemeinen sind,
solange es sich nicht um den bloßen Ausdruck von Bedürfnissen oder elementaren
Gefühlen handelt, die Laute, die sie von sich gibt, weiche und warme Laute,
zwischen Blubbern und dem Glucksen eines Huhns, oder auch herrische, entrüstete,
gereizte, immer aber zart, unwiderstehlich, genauso wie eine gewisse Eigenschaft
ihres Fleisches oder irgend etwas in ihrem Gesicht. «Die Kleine wird jeden Tag
hübscher», hatte mir das andere kleine Mädchen geschrieben, und ich verstand
nicht, wie ein neugeborener Säugling im Zeitraum von wenigen Tagen immer hübscher
werden sollte; aber jetzt verstehe ich es. Es ist wunderbar, wie rasch sie sich
auf die inneren und äußeren Dimensionen der Welt einstellt und auf uns, auf
unseren Geruch zumindest (man behauptet, vorherrschend
in diesem Lebensalter sei der Geruchssinn), und zusammen mit uns auf ihren Anblick,
auf ihr Gesicht etc.; daher erscheint sie uns einerseits immer hübscher und
plausibler, andererseits entwickelt sie sich unter der kombinierten und konvergierenden
Aktion unserer Anerkennung und ihrer eigenen vitalen Prinzipien (etwas kompliziert).
Ich fühle wieder den vagen Impuls, sie an die Wand zu schleudern, und mir kommt
Jammes in den Sinn, der Gide mitteilt, er habe, fest in seiner
Faust, ein zartes Vögelchen in der Tasche. Aber natürlich versteht man gut,
wie unsere Sanftheit, unser erstickendes und schlecht erträgliches Gefühl von
Sanftheit, und die Zartheit eines anderen Wesens ausreichender
Grund für ein Verbrechen sein können. - (land3)
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