Sadismus (2) »Mein einziger Trost
ist Petrarca«, wird der Marquis schreiben.
Das ist verständlich. Laura, jene Frau, die seine Ahnin war (der »Trost« des
Marquis muß also auch eine ganz kleine inzestuöse Komponente
gehabt haben), die jung mit einem Mann verheiratet wurde, der, wohl nicht von
ungefähr, den Beinamen der Alte trug, die als Mutter von elf Kindern ständig
den Mühen der Schwangerschaft und zudem der Eifersucht ihres Mannes sowie der
eigenen Tugendhaftigkeit ausgesetzt war, und die von Francesco Petrarca zum
Objekt einer Quälerei ohnegleichen gemacht wurde (so daß sie schließlich sterben
mußte, bevor sie zu altern begann, und zwar im selben Monat, am Tag und
zur Stunde ihrer ersten Begegnung mit dem Dichter) - diese Frau konnte nur als
göttliche, über jede andere reale oder imaginäre Gestalt erhabene Erscheinung
in die Träume und Wahnvorstellungen des göttlichen Marquis eingehen. Sie war
der Inbegriff der Dunkelheit, des Geheimnisses.
- Leonardo Sciascia,
Schwarz auf schwarz. München 1991 (dtv 11328, zuerst 1979)
Sadismus (3)
Ursprünglich war Mickey Mouse eine lärmende und wilde, ja sogar eine
leicht sadistische Figur. In einer bemerkenswerten Sequenz bedienen sich Mickey
und Minnie der spannenden neuen Möglichkeiten des Tonfilms. Sie traktieren die
an Bord befindlichen Tiere mit Fäusten, sie verdrehen sie und quetschen sie
aus, um einen zündenden Chorgesang aus ihnen rauszupressen. Durch eine allzu
enge Umarmung bringen sie eine Ente zum Schreien; sie benutzen den Schwanz einer
Ziege als Kurbel; sie zwicken einem Schwein in die Zitzen; sie trommeln auf
den Zähnen einer Kuh herum wie auf einem Xylophon und auf ihrem Euter spielen
sie Dudelsack. - Stephen Jay Gould, Der Daumen des Panda.
Betrachtungen zur Naturgeschichte. Basel u.a. 1987
Sadismus (4)
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