ack,
vergessener Es ist wichtig, daß es ein Herbsttag ist mit Regen, oder wenigstens
ein bißchen Nebel, oder auch ein früher Wintertag, und nun gehst du weiter durch
die Stadt und die Calle de Salud hinunter und riechst, was es dort zu riechen
gibt, wenn sie die casas de putas ausfegen und die Abwascheimer in den
Rinnstein gießen, und wenn dieser Duft verlorener Liebesmüh, süß vermischt mit
dem Geruch des Seifenwassers und der Zigarettenstummel, nur von ferne deine
Nasenlöcher streift, dann sollst du weitergehen zum Jardin Botánico, wo in der
Nacht die Mädchen, die zu Hause nicht mehr arbeiten können, an dem Eisengitter
des Parks und an den spitzen Staketen und auf dem Trottoir ihr Gewerbe verrichten.
Dort, im Schatten der Bäume, gegen das eiserne Gitter gelehnt, machen sie alles,
was ein Mann nur verlangen kann, von den einfachsten Anforderungen gegen einen
Lohn von zehn Centimes bis zu einer Peseta für den erhabenen Akt, für den wir
geboren sind, und dort, auf einem verwelkten Blumenbeet, wo man das welke Zeug
noch nicht herausgerupft und noch keine neuen Blumen angepflanzt hat und wo
man also viel weicher liegt als auf dem Pflaster, dort wirst du einen vergessenen
Sack finden, der nach nasser Erde riecht und nach verwelkten Blumen und nach
den Dingen der vergangenen Nacht. In diesem Sack ist die Essenz von allem enthalten,
die tote Erde und die toten Blumenstengel und die verfaulten Blüten und der
Geruch, der zugleich Tod und Geburt des Menschen ist. Diesen Sack wirst du dir
um den Kopf wickeln und versuchen, Luft zu schöpfen. - Ernest Hemingway, Wem die Stunde schlägt. Frankfurt am Main
1978 (zuerst 1940)