Rumpeln  Eine Sprengbombe hatte sich in Nachbars Garten gewühlt und auch ihr Haus, Frucht aus Gespartem, in Kleinholz verwandelt. Dabei war ihre ausgemästete Sau bis hoch hinauf in die Dachsparren geschleudert worden. »Die war nicht mehr zu genießen.« Auch das Nachbarsehepaar hatte dran glauben müssen. Zwischen Haustrümmern und Gartendreck hatte man die beiden zusammengesucht - was man eben fand. Es war ein schönes Begräbnis gewesen. Ein Männerchor der Schneiderinnung hatte am Grab gesungen. Zum Schluß allerdings ging es durcheinander. Die Sirenen heulten in das Lied von Gottes Rat hinein. Holterdiepolter mußten die Totengräber den Sarg hinunterlassen. Man hörte den Inhalt darin rumpeln. Und nun die Pointe, die Erzählerin kicherte schon im voraus in ihre bis dato wenig komische Geschichte hinein: »Und stellen Sie sich vor - als die Tochter drei Tage danach im Garten rumwühlt und guckt, ob noch was zu brauchen ist, da findet sie doch hinter der Regentonne wahrhaftig noch 'nen Arm vom Papa.«  - Anonyma, Eine Frau in Berlin. Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945. Berlin  2005 (zuerst 1954)
 
 

Geraeusch

 

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