Ruine, böse    Es handelte sich um ein altes kiösterliches Grabatorium, das von Prämonstratensern oder Zisterziensern, deren Abtei seit zwei Jahrhunderten nicht mehr existierte, vor Zeiten in den schweigsamsten Teil des Waldes gebaut worden war.

Dieser Ort, den die Holzfäller seit Generationen respektierten, war düster wie einsam geworden, und das altertümliche Krankenlager der vergessenen Mönche war nicht mehr als eine böse Ruine, ein Tabernakel des Schimmels, der Asseln und des schwarzen Schauders.

In ihm lebten nur noch zwei Frauen, eine Alte sehr seltsamen Aussehens, die sich nie von diesem Ort entfernte, und eine Art Mädchen, quiescente wie ein hebräisches Wort, das man unmöglich zum Sprechen bringen konnte und eilig abfertigte, wenn es kam, um im Dorf die Einkäufe zu erledigen.

Der Eindruck, den der Ort machte, war, um genau zu sein, weniger phantastisch zu nennen, als vielmehr der einer bedrückenden, mächtigen, unerklärlichen Schwermut, die herabfiel wie der Regen in schlechten Träumen und die den lustigsten Säkularisten der Nachbarschaft bis in die Knochen fuhr, wenn sie sich dem unheilvollen Gebäude näherten.

Es gab übrigens keinerlei Grund, eine solche Heldentat zu vollbringen. Die Klausnerinnen erwarteten und empfingen niemanden, und sie lebten von irgendwelchen Überresten eines vergangenen Wohlstands, die ihnen der Notar alle drei Monate in dicken Talern auszahlte, ohne dass dieser armselige Schatz jemals die Begehrlichkeit eines Halunken der Gegend erregt hätte.

Selbst dem Unerschrockensten erzitterte noch vor der verbotenen Schwelle das Herz allein aufgrund eines kleinen Hundes, der wie eine Grille bellte, aufgrund eines großen alten Brunnens auf Erdniveau, dessen geheimnisvolle Tiefe legendär war, und schließlich aufgrund von Millionen von Mücken, die meist damit beschäftigt waren, eine somnambule Ziege aufzufressen, die am ganzen Körper blutete, während sie versuchte, zu blöken ...

Dies alles und die sehr alten Bäume der Allee, unter denen man eine Viertelstunde laufen musste, steigerten den düsteren Charakter des Ortes derart, dass man schon von weitem voll und ganz genug von ihm hatte und dass man sich sehnlichst wünschte, das Bellen des kleinen Hundes nicht zu hören, das blutende Schaf nicht zu sehen und diese fürchterlichen Mücken nicht zu erleiden, die aus einem benachbarten Sumpf emporschwirrten.   

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Der Staatsingenieur ließ nach dem Krieg den außerordentlichen Brunnen, von dem die ganze Gegend sprach, untersuchen. Man fand dort die Knochen und die verrotteten Überreste von SIEBZIG deutschen Soldaten. - Léon Bloy, Blutschweiß. Berlin 2011 (zuerst 1893)

Ruine Böse

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