uhebett  Du willst wissen, ob ich Dich liebe? Nun, soweit ich zu lieben imstande bin, ja; das heißt, daß für mich die Liebe nicht die erste Sache auf der Welt ist, sondern die zweite. Sie ist ein Bett, in das man sein Herz legt, um es auszuruhen. Aber man bleibt nicht den ganzen Tag im Bett liegen.  - Flaubert an Louise Colet, nach (flb)

Ruhebett (2) Dieser ganze Ort, von gewaltiger Ausdehnung, war voll von schlafenden Riesen, See- und Landungeheuern: großen Walen, langen, schlüpfrigen Aalen, Bären und wilden Tieren von jeder Art und Gestalt. Der Prinz kletterte zwischen ihnen hindurch und über sie hinweg, bis er zu einer großen Treppe kam. Oben angelangt, betrat er eine Kammer, wo er die schönste Frau fand, die er je gesehen, auf ein Lager gestreckt und schlafend. ›Ich werde dir nichts zu sagen haben‹, dachte er und ging weiter; und so schaute er in zwölf Kammern hinein. In jeder war eine schönere Frau als in der vorigen. Als er aber die dreizehnte Kammer erreichte und die Türe öffnete, ward er von goldenem Glanz geblendet. Er stand eine Weile, bis seine Augen sich erholt hatten, und trat dann ein. In der großen, hellen Kammer war ein goldenes Lager, das auf goldenen Rädern ruhte. Die Räder drehten sich unablässig; das Lager ging immer im Kreise, Tag und Nacht, ohne aufzuhören. Auf dem Lager lag die Königin von Tubber Tintye, und wenn die zwölf Mädchen schön waren, so würden sie nicht schön sein, wenn man sie neben ihr sähe. Am Fuß des Lagers befand sich Tubber Tintye selbst, die Feuerquelle. Es war ein goldener Deckel über der Quelle, und er ging mit dem Lager der Königin unablässig im Kreise.

›Bei meinem Wort, hier werde ich eine Weile ausruhen‹, sagte der Prinz, und er stieg auf das Lager und verließ es nicht für sechs Tage und Nächte.  - Irisches Märchen, nach: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten.  Frankfurt am Main 1978 (st 424, zuerst 1949)
 

 

Ruhe Bett

 

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