uf, schlechter   Es mochte bei ihr ein bißchen schwieriger sein, eine fachliche Bezeichnung für sie zu finden. Tatsächlich erwarb sie sich einen zweiten Spitznamen, der den ersten auszulöschen drohte. ‹Enganadora›, die kleine Betrügerin. Vorenthaltene Erfüllung von Versprechungen, die an den Plätzen, die sie aufsuchte, allein schon durch ihre Gegenwart stillschweigend mit inbegriffen waren. Sie löste Verbindlichkeiten nur ein, wenn sie in die Enge getrieben wurde, und selbst dann auch nur in einer Art und Weise, die die Mühe kaum lohnte, außer für professionelle Ringkämpfer. Sie hatte schon ein oder zwei Zusammenstöße mit der Polizei gehabt, doch nicht wegen ihrer vermeintlichen Aktivitäten, sondern mangels derselben. Andere aus ihrer nächsten Umgebung pflegten sie zu warnen: »Paß auf, chica, du wirst dir einen schlechten Ruf zuziehen. Wenn du damit mal anfängst, werden sie dir aus dem Weg gehen wie einem bösen Pockenfall.« Mit anderen Worten: Ein schlechter Ruf war in der Unterwelt genau das Gegenteil von dem, was man gemeinhin in besseren Kreisen darunter verstand.

Clo-Clo blieb trotzdem standhaft, man könnte sogar sagen, sie war im Grunde ihres Herzens fanatisch tugendhaft. Ihr ganzes instinktives Sinnen und Trachten war das eines guten, ehrbaren, fleißigen Mädchens der Mittelklasse, das hofft, eines Tages eine verheiratete Frau zu sein. Sie hatte ihre Zukunft schon vollständig abgesteckt. Spätestens mit dreißig würde sie irgendeinen rechtschaffenen, hart arbeitenden Jungen heiraten und einen ganzen Haufen Kinder bekommen. - Cornell Woolrich, Schwarzes Alibi. München 1986 (zuerst 1942) 

Ruf, schlechter  (2)  Es gibt Schiffe, die einen schlechten Ruf haben; aber die Mannschaft muß ich erst noch kennenlernen, die es auch hier nicht fertigbrächte, sich wütend gegen jede Art von Kritik an ihrem Schiff zu wehren. Ich denke dabei jetzt an ein Schiff, das im Ruf stand, auf jeder Reise, die es machte, jemanden zu töten. Das war keine Verleumdung, und doch erinnere ich mich genau - es liegt schon sehr lange zurück, Ende der siebziger Jahre war es -, daß die Mannschaft dieses Schiffes eher sogar noch stolz auf seinen schlechten Ruf war, als wäre sie eine vollkommen verderbte Bande Desperados, die noch stolz darauf ist, mit einem solchen abscheulichen Geschöpf in Gemeinschaft zu leben. - (con)

Ruf, schlechter  (3)  Er hatte einen üblen Charakter. Sein Ruf war schlecht, wenn nicht schlechter als der von andern jungen Männern im Distrikt. Schon als junger Bursche hatte er jahrelang das getrocknete und eingepökelte Ohr eines Mannes mit sich herumgetragen, den er im Messerkampf umgebracht hatte. Den Eichhörnchen im Kiefernwald hatte er den Schwanz abgehackt, nur um seinen Spaß daran zu haben, und in seiner linken Hosentasche hatte er stets das verbotene Marihuanakraut bei sich, um Leute in Versuchung zu führen, die entmutigt und lebensüberdrüssig waren. Trotz seines schlechten Rufes waren viele Mädchen in ihn verliebt - und damals gab es in unserm Distrikt mehrere junge Mädchen mit seidigen Haaren und sanften Augen und zarten reizenden Hinterbacken und einem bezaubernden Wesen. Diese reizenden jungen Mädchen brachte er in Unehre und Schande.  - (bal)

 

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