üstung  Das Bett war jetzt bereit.

Agilulf kehrte sich der Witwe zu. Sie war nackt. Die Kleider waren keusch zu Boden gesunken.

»Nackten Damen«, erklärte Agilulf, »wird als höchste Steigerung der Sinnenlust empfohlen, einen Krieger in voller Rüstung zu umarmen.«

»Bravo! So komm und lehr es mich!« rief Priscilla. »Ich bin doch nicht von gestern!« Und mit diesen Worten sprang sie auf, umschlang Agilulf und preßte Beine und Arme gegen den Harnisch.

Sie erprobte der Reihe nach alle Möglichkeiten, eine Rüstung zu umarmen; dann sank sie ermattet auf das Lager zurück.

Agilulf kniete vor dem Lager. »Die Haare. . .«, sagte er. Priscilla hatte beim Auskleiden ihre braune, hochgesteckte Frisur nicht berührt. Agilulf begann, ihr darzutun, welche sinnlichen Aufgaben offenen Haaren zufallen. »Versuchen wir es einmal!«

Mit entschiedenen und behutsamen Eisenhänden löste er den Aufbau ihrer Zöpfe, so daß sich die Flut der Haare über Busen und Schultern ergoß.

»Freilich«, fügte er hinzu, »ist ein Liebhaber noch raffinierter, wenn er es vorzieht, daß seine Dame zwar einen nackten Leib hat, ihr Haupt aber untadelig frisiert und überdies mit Schleiern und Diademen geschmückt ist.«

»Wollen wir es nochmals versuchen?«

»Ich werde Euch kämmen

Er kämmte sie wahrhaftig und bewies seine Gewandtheit, indem er Zöpfe flocht, übereinanderlegte und mit großen Nadeln am Kopf feststeckte. Sodann fertigte er einen prächtigen Kopfputz aus Schleiern und Perlenschnüren. Auf diese Weise verging eine Stunde, aber als er Priscilla den Spiegel vorhielt, vermutete sie, sich noch nie so schön gesehen zu haben.

Sie forderte ihn auf, sich an ihre Seite zu legen.

»Es heißt, daß Kleopatra jede Nacht träumte, ein Krieger in voller Rüstung ruhe neben ihr im Bett.«

»Ich habe es noch nie versucht!« gestand sie. »Alle pflegen sie schon viel früher abzulegen.«   - (ritt)

Rüstung (2)  Der Raum, in welchem Millemosche gelandet ist, steht voller Rüstungen, Hellebarden, Lanzen und großen Kampfbogen. Die einzige Tür ist von außen verschlossen. Millemosche bewegt sich zwischen den robusten Eisenrüstungen, hebt verschiedene Visiere hoch, aus Angst, jemand könnte sich in den Rüstungen verborgen haben; allein, sie sind leer, nur eine kalte, dunkle, menschengestaltige Luft weht ihm entgegen. Auch von dort kann man vernehmen, daß die Rurg in Aufruhr ist und die Wachen und Soldaten wegen ihrer Flucht in Alarm sind. Er blickt just zu dem Zeitpunkte aus dem Fenster, als die Zugbrücke heruntergelassen wird, einige Reiter im Galopp über sie sprengen und fächerförmig über die Felder jagen, wo sie in Hecken stochern und Höhlen und Gräben absuchen. Gern würde Millemosche noch weiter den Raum erkunden, um ein Schlupfloch nach draußen zu finden, allein, er hört, wie einige Soldaten dabei sind, die Türe zu öffnen. Da nun stürzt er sich hierhin und dahin, um sich zu verstecken. Als erstes hinter einen Haufen von Lanzen, doch dann denkt er nach und schlüpft in eine große, schwere Rüstung. Just in diesem Augenblicke betreten die Soldaten den Raum und greifen nach Lanzen und Hellebarden. Einer von ihnen geht zu der von Millemosche besetzten Rüstung und versucht, sie zu öffnen, doch er handelt sich einen Tritt ins Gemächt ein, der ihn zu Boden streckt. Nach und nach, so wie sie sich bewaffnet haben, gehen die Soldaten wieder hinaus, und hinter ihnen kommt auch Millemosche nach. Er geht langsam und ungelenk, denn seine Rüstung ist gar schwer, und außerdem ist er es nicht gewohnt, mit all diesem Eisenwerk um den Leib sich zu beweeen. Er stolpert und stürzt einige Male, stößt sich den Kopf und den Rücken und zerdrückt die Haken und Ösen, welche die verschiedenen Teile der Rüstung zusammenhalten. Die Füße nachschleppend, gelangt Millemosche in den Burghof und geht zu den Pferden, die dort herumstehen und auf ihre rüstungsgewandeten Ritter warten. Nun wäre es zwar schön, ein Pferd zu besteigen und im Galopp über die Felder zu sprengen, allein, es gelingt ihm nicht, das Bein zu heben, um den Fuß in den Steigbügel zu schieben. So hält er sich am Schweife fest und gibt dem Pferd einen Schlag, damit es davonläuft. Er überqueret die Zugbrücke unter den verblüfften Blicken der Wachen, allein, am meisten verblüfft ist das Pferd, das noch nie einen Rittersmann wie diesen erlebt hat. Schritt für Schritt führt das Pferd Millemosche einen Feldweg entlang und zieht ihn nach, bis es auf die Kuppe eines Hügels gelangt. Hin und wieder spricht Millemosche mit ihm, und wirklich ist es, als würde das Pferd ihm zuhören, denn es drehet sich oft nach ihm um und blicket ihn an. - Luigi Malerba, Tonino Guerra: Von Dreien, die auszogen, sich den Bauch zu füllen. Berlin 1969
 
 

Ritter

 

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