ülpser  In den wenigen Sekunden, die es dauert, diesen Satz zu lesen, hat das Monster schon wieder eine Mahlzeit vom Gewicht des Erdmondes verspeist. Unentwegt zermalmt es gewaltige Mengen aus Gas und Staub. Bei dem Vernichtungswerk entweichen Rülpser aus Licht, die heller strahlen als Milliarden Sonnen.

Das Ungeheuer frisst nicht allein. In seiner kosmischen Nachbarschaft treibt noch ein weiterer Materieschlucker sein Unwesen. Wie zwei Raubtiere umkreisen sie einander. Nur langsam kommen sie sich näher. Doch in einigen Millionen Jahren werden sie sich gegenseitig verschlingen.  - Olaf Stampf, Der Spiegel 48 / 2002

Rülpser (2) Die Betörung der Exentrique Fanoche fand durch Alois statt, welcher hinten Srb hieß, aber sehr weitsichtiger Weise seinen Vornamen für hoffnungserweckender hielt als jedes noch so kühn gebaute Pseudonym. Überdies war Alois, dessen Nase in zart slawischer Breite gen Himmel wies, zweifellos tschechischer Abstammung.

Nicht solches war es jedoch, was die von sämtlichen Finessen, Trucs und Hautfarben durchaus gelangweilte Excentrique Fanoche auf Alois aufmerksam machte, sondern ein an sich nicht sehr ungewöhnlicher Vorfall.

Am Abend der Premiere in der Alhambra hatte nämlich Alois in jenem höchsten Augenblick der Darbietungen der Fanoche, als sie eben mit herzbeklemmender Komik süß ins Publikum refrainte: "O mon cheri, donne-moi un petit signe!" - in diesem wahrlich herausfordernden Moment hatte Alois, lediglich aber infolge eines kurz zuvor verzehrten Paprika-Gjulasches, ganz fürchterlich gerülpst.

Eine kurze Konsternation des ganzen Saales erfolgte und sofort darauf ein betäubendes Gebrüll.

Alois erhob sich vergnügt und sogar fast graziös von seinem im Tauschverkehr gegen einen alten Spazierstock erworbenen Parkettsitz und verneigte sich gelassen gegen das ihm huldigende Publikum; die Fanoche, entzückt und dankbar, von Alois.

Diese Verbeugung wollte ihm während der folgenden Nummern nicht aus den Sinnen, die ohnedies gewissermaßen geweckt worden waren. Sie hing ihm gleichsam vor Nase und Mund. Er grübelte, seufzte leise und pfiff ganz dünn in den Momenten hoffnungsvoller Reflexionen.

Neugierig und schüchtern zugleich wartete er nach Schluß der Vorstellung in jenem Bühneneingang, von dem er annahm, daß die Fanoche ihn passieren mußte.

Als sie dies endlich tat, mußte er, sei es aus Verlegenheit, sei es assoziativ, sei es gjulaschesk, abermals rülpsen.

Die Fanoche, die ihn naturgemäß daran wiedererkannte, näherte sich ihm darob lächelnd und schenkelsicher. "Du arbeitest gut, mein Freund. Du könntest das jeden Abend machen. Ich würde dir immer ein Billett geben. Willst du?" Dabei blies sie ihm kokett auf die Nase.

Alois, dessen slawisch behende Natur sofort erkannte, daß in dieser Offerte nicht nur die Möglichkeit ruhte, das Schneidergewerbe aufzugeben, sondern vielleicht sogar die Fanoche selber, nickte so sonderbar unbeholfen, daß es mehr herablassend, ja fast frech sich ausnahm.

Die Fanoche wunderte sich leicht: "Du heißt?"

"Alois."

Die Fanoche lächelte seltsam und biß ein wenig an ihrer schweren wildgeschweiften Unterlippe. Dieser Name roch für sie absonderlich, neu, lasterhaft, verschlagen. "Und deine Adresse?"

Alois genierte sich, die Rue Lepic zu nennen. "Hinterlegen Sie das Billett im Café, bei Robert."

"Gut." Sie stieß ihm jovial die Kniescheibe an den Bauch. "Au  revoir, mon cher."

So endete der Anfang. Das Ende begann nach drei Tagen.  - Walter Serner, Die Betörung der Exzentrikerin Fanoche. In: Zum blauen Affen. Dreiunddreißig Kriminalgeschichten. München  1983 (dtv 10176, zuerst 1921)

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