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Ruderboot (2) Eines Morgens erwachten sie und es fiel ihnen auf, daß sie nicht mehr weinten und auch nicht mehr zitterten. Vor ihnen stand eine Baracke aus Wellblech mit einem Dach aus Eternit; es war der Ort, von dem Mazinga gesprochen hatte.
In der Baracke waren die Überreste eines Imbisses, den jemand vor vielen Jahren plötzlich unterbrochen haben mußte. Die Decken auf den zwei Feldbetten hatte die Zeit aufgelöst, sie waren nur noch eine Schicht Staub. Viele Stechmücken surrten durch die Baracke, und vor der Tür sah man ein Boot, das mitten im Schilf an einem Steg aus schwarzen, verfaulten Pfählen verankert war.
Mit diesem Boot fuhren sie aufs Meer hinaus und ließen ihren toten Freund
ins Wasser gleiten. Danach konnten sie sich nicht entschließen, wieder
zurückzufahren, und so ruderten sie weiter; sie bildeten sich ein, daß
sie nur weiterzurudern brauchten, um irgendwo anzukommen.
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(gcel)
Ruderboot (3)
Ruderboot (4) Die silberschuppigen
Hasel und rotflossigen Plötzen, die ihr rasches Dahingleiten aufstöberte, schienen
dieses voller Ingrimm dahinrauschende Boot regelrecht zu verfolgen. Die zitternden
Pappeln schienen ihre stolzen Spitzen zu beugen, um diese zwei zu beobachten;
die Rinder hoben die Köpfe, um sie beim Vorbeisausen anzuglotzen; unter einer
von tirilierender Lerchenmusik erfüllten Luftkuppel nach der anderen blitzten
und glitzerten sie vorbei; Wasserratten flohen in ihre Schlammlöcher oder plumpsten
mit einem gurgelnden, schmatzenden Geräusch in die strudelnden Wirbel, die ihr
Boot verursachte; Moorhennen flatterten ihnen mit kleinen, heiseren Schreien
über den Weg; kleine grünlich gefärbte, halbwüchsige Hechte, bewegungslos wie
ein versenkter Stecken in den sonnigen Untiefen, schössen blindlings in die
Mitte des Flüßchens und verschwanden in den Stielfaden. Der unausgesetzte Kampf
dieser zwei mit dem Boot und dem Wasser wurde in sehr intimem Sinn ihr Hochzeitstag
auf Erden. Bei seinem salzigen Schweiß und bei ihrer versessenen Leidenschaft
im Steuern schworen diese zwei »heruntergekommenen Abenteurer« sich ewige Treue
für den Rest ihrer Tage. Im Trotz gegen das ganze Universum und gegen alles,
was noch jenseits des Universums war, gaben sie sich das Gelöbnis; und sie machten
sich dabei keine falschen Vorstellungen voneinander. Sie klammerten sich aneinander
mit der grimmigen, verworfenen, ungehaltenen Entschlossenheit zum Genuß einer
Sinnlichkeit des Einsseins; eine Sinnlichkeit der Einheit, die sie sich aus
dem treibenden Strom von Zeit und Raum geschnappt hatten. Es war auf nichts
über sich hinaus gerichtet, dieses ihr Begehren. Es war unberührt von dem Gedanken
an Nachkommen. Es war ein Absolutum, gefestigt und geweiht durch ihre ungestümen
Anstrengungen, durch das diamantklare Funkeln auf der gebrochenen Wasseroberfläche,
durch das dumpfe Klacken der Dollen.
- (cowp)
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