Rubber Soul   Das Rubber in Rubber Soul hat auch nichts mit Gummi zu tun, sondern bedeutet rub yer soul, also: reibe deine Seele. Erwärme sie für den Herrn. Aber diese Platte ist mehr, sie ist eine konsequente Teufelsaustreibung; und Befreiung von den Mächten des Bösen in 14 Schritten. 14 ist die Zahl der Stationen des Kreuzweges und auch die Zahl der 14 Nothelfer, und vielleicht wäre es einmal als Übung lohnend für dich, die einzelnen Stationen mit der Abfolge der Lieder zu vergleichen oder die Namen der Nothelfer den jeweiligen Stücken zuzuordnen. Dann wirst du erst erahnen, was Exegese überhaupt bedeuten und leisten kann. Auf der ersten Seite findet eine Art Bestandsaufnahme der in Not geratenen Seele statt, bis hin zu den Kennzeichen der Besessenheit in Michelle: Ignota lingua lo-qui pluribus verbis, also in einer unbekannten Sprache mehrere Wörter zu sprechen, während die zweite Seite dann ganz im Zeichen der Teufelsaustreibung steht. Als Präludium wird die entscheidende Frage gestellt: What Goes On? Was geht vor in deinem Herzen? Was geht vor in deinem Kopf? Es sind die Fragen nach numero et nomine spirituum obsidentium. Worauf die prompte Antwort lautet: Girl. Nun ist wieder der Priester an der Reihe. Er teilt dem Dämon mit, dass er ihn durchschaut hat. I'm Looking Through You. Und schildert weitere typische Kennzeichen der Besessenheit: Der Kranke sieht nach außen hin gleich aus, aber er ist verändert, die Lippen bewegen sich, ohne dass man etwas vernimmt, dann wieder ist die Stimme einschmeichelnd, jedoch der Sinn der Worte unklar. Dann weist der Priester dem Dämon seinen angestammten Platz zu: Er ist nicht mehr oben, sondern down there. Anscheinend verfehlen die Worte nicht ihre Wirkung. Der Besessene wird sanft und erzählt von seinem Leben, erinnert sich an Augenblicke und Orte und spricht von seiner Liebe. Das ist In My Life. Ist er etwa schon geheilt? Doch wie heißt es im Rituale Romanum? Nachdem die Teufel einmal überführt wurden, verbergen sie sich manchmal und geben den Körper von aller Belästigung frei, weshalb der Kranke glaubt, er sei nun völlig befreit. Aber der Exorzist darf nicht aufhören, bis er die echten Zeichen der Befreiung wahrnimmt. Das genau wird mit dem auf In My Life folgenden Stück Wait ausgedrückt. Der Exorzist signalisiert dem Befallenen, dass es noch nicht so weit ist, dass er warten soll, bis der Herr ganz bei ihm ist und seine Tränen trocknet. Der Dämon antwortet darauf mit verstellter Stimme. Er gibt sich konziliant. If I Needed Some-one, sagt er, wenn ich jemanden brauchte, dann würde ich dein Angebot gern annehmen, aber es ist jetzt gerade ungünstig, ich habe keine Zeit, ich habe etwas anderes zu tun. Er versucht, den Priester zu vertrösten, dieser soll in seinen Bemühungen nachlassen, pausieren, an einem anderen Tag weitermachen. Doch du weißt: Sed cessare non debet Exorcista, donec viderit signa liberationis. Und diese Befreiung, wie wir schon besprochen haben, findet im letzten Stück statt, wo er den Dämon nicht nur austreibt, sondern ihm den Tod androht, sollte er noch einmal einen Menschen befallen. Der Dämon hat sich nämlich verraten. Um ihn zu vertrösten, schlug er dem Priester vor, seine Nummer in die Wand zu schnitzen, dann würde er sich bei ihm melden. Aber dieser Ausdruck ist ungewöhnlich. Man schnitzt seine Telefonnummer nicht in eine Wand. Also geht es um eine andere Nummer, es geht um die Zahl des Ungeheuers, 666, einen Anker, damit der Dämon immer wieder zurückkehren kann, doch der Exorzist erkennt an diesen Worten den Dämon und zwingt ihn, nun endgültig auszufahren.    - (raf)
 

Seele Gummi

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