owdy
Er entsann sich eines sonntags, der
ihm wie ein verschwitzter fremder hut vorkam, ein hut,
der einem gar nicht gehört, den einem ein straßenrowdy in die stirne drückt,
mit vorgehaltener pistole, unter todesdrohungen, die er zwischen zuchthäuslerisch
zusammengepreßten lippen hervorstößt, den hut auf oder es knallt, schwager!
Eine ziemlich unsinnige vorstellung das, aber es kann passieren; was nicht alles
passiert oder sogar schon geschehen ist, die welt gefällt sich in wiederholungen,
manches passiert drei viermal, duplizitäten, triplizitäten, alles blödsinn,
aber wie sich dagegen wehren? man dürfte ja geradezu nicht mehr ins freie hinaus,
luftholen, atemschöpfen, sich die beine vertreten . . Oder der
rowdy dringt unter einem lächerlichen vorwand in das zimmer ein, das man eben
bewohnt; sie wissen doch: verzeihung, bin ich hier recht bei schningsdangs oder
so? Und schon sitzt ein schuh zwischen tür und angel, es ist kein engel, kein
vertreter, kein gottsucher - es ist der rowdy mit dem verschwitzten hut und
der seltsamen vorstellung noch seltsameren humors - er verpaßt einem einen ekelhaften
filz, den man nicht ums verrecken zu tragen gewillt ist, den zu tragen aber
der wille eines berevolverten unterkerls ist, so eine hirnrissige vorsehung
in das haus, die treppen hoch, vor die türe, in das zimmer geschickt hat. Den
hut auf oder es knallt!
- H.
C. Artmann,
How much, schatzi? Frankfurt am Main 1971
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