outine
Lestrade war froh, seinen Sommeranzug anziehen zu können, und
er fand, daß es warm genug für seine Kreissäge aus Cambridge war, wenngleich
deren Rand ein wenig beschädigt war. Auf dem Polizeirevier indessen war man
wenig hilfsbereit. Ein korpulenter Sergeant beäugte Lestrade von Kopf bis Fuß,
ehe er ihm die Benutzung des Polizeiwagens anbot. Lestrade nahm einen Constable
mit, und sie fuhren zum Leichenschauhaus. Diese Leiche sah weniger absonderlich
aus als die bisherigen, bot aber dennoch einen gräßlichen Anblick. Die rechte
Seite des Kopfes war die eines Mannes mittleren Alters mit grauen Haaren und
plumpen Zügen. Die linke Seite des Kopfes war überhaupt nicht mehr vorhanden
— bloß noch eine Masse dunklen geronnenen Blutes, in der Stückchen weißlichen
Knochens zu sehen waren. Lestrade hatte solche Wunden früher schon gesehen,
der junge Constable hingegen unglücklicherweise nicht, und er sank zu Boden,
als der Gehilfe das Laken wegzog. Lestrade fuhr fort, die Leiche zu betrachten
und dem Gehilfen Routinefragen zu stellen, während der Constable, dem man seinen
Helm auf die Brust gelegt hatte, hinausgetragen wurde. - M. J.
Trow, Lestrade und die Struwwelpeter-Morde. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst
1985)
Routine (2) Ich fing an, die Brieftasche aufzumachen, dann stürzte ich mich auf sie, packte ihr rechtes Handgelenk und umklammerte die Gaspistole. Ehe die Prostituierte auch nur schreien konnte, hieb ich ihr meinen Gipsarm mit voller Wucht ins Gesicht. Der Gips war hart und der Schlag für sie weit schmerzhafter als für mich. Sie fiel gegen den Zaun, starrte mich aus weit aufgerissenen, verwirrt dreinsehenden Augen an, während ihr das Blut aus dem Mund lief. Ich wußte, daß sie jeden Augenblick schreien würde und daß ich es deshalb rasch zu Ende bringen mußte.
Ich legte Hand und Gipsarm um ihre Kehle und drückte zu, so fest ich konnte.
Ihr Hals war dünner als der von Ed, und sie starb viel rascher. Mir war, als
hätte ich erst einige Sekunden zugedrückt, als ihr Körper schon schlaff zu Boden
sackte. -
Jason Starr, Top Job. München 2006 (SZ Kriminalbibliothek 31)
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