oussel,
Raymond Allein sein unermeßliches Vermögen (ohne das sein Werk
sicher nie bekannt geworden wäre) enthebt ihn aller Alltäglichkeit und erlaubt
ihm die Gewohnheiten und den Lebensstil eines Einsiedlers. Seine Neigungen,
seine Charakterzüge, die Eigentümlichkeiten seiner Erfahrung und seines Verhaltens
laufen in dem Brennpunkt seiner Isolierung zusammen. Seine langen Reisen und
seine Art zu reisen, isolieren ihn; seine Verletzlichkeit, seine Angst vor dem
Leiden und seine Flucht vor dem Urteil anderer isolieren ihn; die Schwierigkeit,
Kontakt zu finden, seine überbetonte Höflichkeit isolieren ihn; sein Ekel,
seine Gleichgültigkeit oder auch seine Ablehnung gegenüber
der Wirklichkeit isolieren ihn- sie zeigen sich ebenso
in der krankhaften Furcht vor Unsauberkeit und Verschleiß (Michel Leiris
berichtet, daß er ein Hemd nur ein- oder zweimal trug, einen Anzug nur fünfzehnmal)
wie auch in der Gewohnheit, selbst bei sehr langen Autofahrten niemals den Blick
von seinem Buch zu erheben, oder auch in der Sehnsucht nach der Kindheit und
seiner Angst vor dem Altern; der Gebrauch von Rauschgift und seine Homosexualität
isolieren ihn; sein Anspruch auf Vollkommenheit isoliert ihn, wofür die
peinlich genaue Eleganz seiner Kleidung ebenso Zeugnis gibt wie seine Arbeitswut
und seine ängstliche Gewissenhaftigkeit als Schriftsteller; seine Krankheit
isoliert ihn, oder, wenn man diese Bezeichnung vorzieht, seine Verrücktheit,
doch darf man, auch wenn er tatsächlich von dem Doktor Pierre Janet behandelt
worden ist, nie von Raymond Roussels »Verrücktheit« sprechen, ohne jene Richtigstellung
hinzuzufügen, die Salvador Dali einmal witzig formulierte: ich bin
verrückt, außer in dem einen Punkt, daß ich nicht verrückt bin; schließlich
und vor allem anderen isoliert Raymond Roussel die heitere
Gewißheit, ein Genie zu sein;
diese Offenbarung seines Ruhmes, die ihm im Alter von
19 Jahren in einer Zeit ekstatischer Erregung zuteil wurde, und die lebenslange
fanatische Suche nach jener Empfindung des Weltruhms, die sich sofort nach Erscheinen
seines ersten Buches, La Doublure, im Juni 1897, in Nichts auflöste.
- Olivier de Magny, Vorwort zu
(sol)
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