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Rotz (2) Neben unseren profanen
Träumen — dieser tagtäglichen Schande der Hinterhöfe unserer Seele, die niemand
einzugestehen wagte und die durch unsere schlaflosen Nächte spuken wie widerwärtige
Gespenster, klebriger, schmieriger Aussatz unserer
unterdrückten Empfindsamkeit - welch lächerliche, erschreckende, unsagbare Dinge
vermag doch diese Seele, mit ein wenig Mühe, auf ihrem
Grund zu erkennen! Die menschliche Seele ist ein Irrenhaus des Grotesken. Könnte
eine Seele sich wahrhaft offenbaren, wäre ihre Scham nicht größer als alle bekannte
und benannte Schamhaftigkeit, und sie wäre, wie
es von der Wahrheit heißt, ein Brunnen, doch ein finsterer Brunnen voll unbestimmter
Echos, bevölkert von abscheulichen Existenzen, schleimigen Wesen ohne Leben,
Schnecken ohne Sein, Rotz unserer Subjektivität.
-
Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares. Zürich
2003
Rotz
(2)
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