otkäppchen Von
Bett zu Bett, das ist also ihre Reise: ein Bett, in dem sie höchstens träumen
kann. Ihr kennt die hübschen perversen Analysen Kierkegaard's von der
„Existenz" der Frau, wie sie die Kultur für sie vorsieht, und von der er
sagt, daß er sie als Schlafende sieht. Sie schläft und, so sagt er, wird sie
zunächst von der Liebe erträumt, woraufhin sie dann wiederum von der Liebe träumt.
Von Traum zu Traum und immer an zweiter Stelle. In gewissen Märchen trifft man
sie zwar aufrecht an, aber nicht lange. Rotkäppchen zum Beispiel, das - ich
nehme an, daß euch das nicht entgangen ist - eine kleine Klitoris ist. Dieses
Rotkäppchen macht im Grunde einen Seitensprung: es ist das kleine weibliche
Geschlecht, das sich ein bißchen zu vergnügen versucht, und das davonläuft mit
seinem kleinen Buttertopf und seinem kleinen Honigtopf. -
Hélène Cixous, nach: Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen
Ästhetik. Hg. Karlheinz Barck u.a. Leipzig 1991
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