MEROE.
Ihr
wißt, Sie zog dem Jüngling, den sie liebt, entgegen, Sie,
die fortan kein Name nennt - In der Verwirrung ihrer jungen
Sinne, Den Wunsch, den glühenden, ihn zu besitzen, Mit
allen Schrecknissen der Waffen rüstend. Von Hunden
rings umheult und Elefanten, Kam
sie daher, den Bogen in der Hand: Der Krieg, der unter Bürgern
rast, wenn er, Die blutumtriefte Graungestalt, einher,
Mit weiten Schritten des Entsetzens geht, Die Fackel
über blühnde Städte schwingend, Er sieht so wild und scheußlich
nicht, als sie. Achilleus, der, wie man im Heer versichert,
Sie bloß ins Feld gerufen, um freiwillig Im Kampf,
der junge Tor, ihr zu erliegen: Denn er auch, o wie mächtig
sind die Götter! Er liebte sie, gerührt von ihrer Jugend,
Zu Dianas Tempel folgen wollt er ihr: Er naht sich ihr,
voll süßer Ahndungen, Und läßt die Freunde hinter sich
zurück. Doch jetzt, da sie mit solchen Greulnissen Auf
ihn herangrollt, ihn, der nur zum Schein Mit einem Spieß
sich arglos ausgerüstet: Stutzt er, und dreht den schlanken
Hals, und horcht, Und eilt entsetzt, und stutzt, und eilet
wieder: Gleich einem jungen Reh, das im Geklüft Fern
das Gebrüll des grimmen Leun vernimmt.
Er ruft: Odysseus! mit beklemmter
Stimme, Und sieht sich schüchtern um, und ruft: Tydide!
Und will zurück noch zu den Freunden fliehn; Und steht,
von einer Schar schon abgeschnitten, Und hebt die Hand
empor, und duckt und birgt In eine Fichte sich, der Unglücksel'ge,
Die schwer mit dunkeln Zweigen niederhangt. - Inzwischen
schritt die Königin heran, Die Doggen hinter ihr, Gebirg
und Wald Hochher, gleich einem Jäger, überschauend; Und
da er eben, die Gezweige öffnend, Zu ihren Füßen niedersinken
will: Ha! sein Geweih verrät den Hirsch, ruft sie, Und
spannt mit Kraft der Rasenden, sogleich Den Bogen an, daß
sich die Enden küssen, Und hebt
den Bogen auf und zielt und schießt, Und jagt den Pfeil
ihm durch den Hals; er stürzt: Ein Siegsgeschrei schallt
roh im Volk empor. Jetzt gleichwohl lebt der Ärmste noch
der Menschen, Den Pfeil, den weit vorragenden, im Nacken,
Hebt er sich röchelnd auf, und überschlägt sich, Und
hebt sich wiederum und will entfliehn; Doch, hetz! schon
ruft sie: Tigris! hetz, Leäne! Hetz, Sphinx! Melampus!
Dirke! Hetz, Hyrkaon! Und stürzt - stürzt mit der ganzen
Meut, o Diana! Sich über ihn, und
reißt - reißt ihn beim Helmbusch, Gleich einer Hündin,
Hunden beigesellt, Der greift die Brust ihm, dieser greift
den Nacken, Daß von dem Fall der Boden bebt, ihn nieder!
Er, in dem Purpur seines Bluts sich wälzend, Rührt
ihre sanfte Wange an, und ruft: Penthesilea! meine Braut!
was tust du? Ist dies das Rosenfest, das du versprachst?
Doch sie - die Löwin hätte ihn gehört, Die hungrige,
die wild nach Raub umher, Auf öden Schneegefilden heulend
treibt; Sie schlägt, die Rüstung ihm vom Leibe reißend,
Den Zahn schlägt sie in seine weiße
Brust, Sie und die Hunde, die wetteifernden, Oxus und
Sphinx den Zahn in seine rechte, In seine linke sie; als
ich erschien, Troff Blut von Mund
und Händen ihr herab.
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