Rose  «Die Rose symbolisiert die Frau als Ideal der romantischen und platonischen Liebe, denn sie verkörpert die Idee der Vollkommenheit. Ich habe ein wenig darüber nachgelesen, sie wird das mystische Zentrum genannt, als Metapher für das Herz gebraucht, für die geliebte Frau, sie ist das Dantesche Paradies und das Emblem der Venus. Auch ihre Farben haben symbolische Bedeutung, ebenso die Anzahl ihrer Blütenblätter. Die weiße und die rote Rose sind Gegensätze. Die blaue Rose ist das Symbol des Unmöglichen, die goldene Rose das des Absoluten. Die mit sieben Blütenblättern gehört ihrer Bedeutung nach zur Sieben als kabbalistische Zahl: die sieben Dimensionen des Raumes, die sieben Tage der Woche, die sieben Planeten und die sieben Stufen der Vervollkommung. Aber vielleicht interessieren Sie sich mehr für die symbolische Verwendung der Rose im Mythos von der Schönen und der Bestie. Eine schöne Parabel über das Unbefriedigtsein der Frau.»   - Manuel Vázquez Montalbán, Die Rose von Alexandria. Reinbek bei Hamburg 1995 (zuerst 1984)

Rose (2)

Die Rose ist totgesagt
doch jedes Blatt der Blüte endet in
einer Schneide, im doppelten Schliff
festgegossen die geriefelten
Säulen aus Luft - Die Klinge
schneidet ohne zu schneiden
trifft - nichts - kehrt
wieder in Metall oder Porzellan -

wohin? Es endet -

Doch wenn es endet
ist der Beginn begonnen
so wird Rosen zu binden
zur Geometrie -

Schärfer, reiner, schneidender
gemalt auf Majolika -
der zerbrochene Teller,
glasiert mit einer Rose

Irgendwo macht
der Geist Kupfer-Rosen
Stahl-Rosen -

Die Rosen trugen der Liebe Last
doch Liebe ist am Ende - der Rosen

Dort, auf der Schneide des
Blütenblatts, harrt die Liebe

Scharf, gearbeitet
die Mühsal zu besiegen - zart
zerzaust, feucht, halb erhoben
kalt, präzis, ergreifend

Was

Das Stück zwischen des Blattes
Schneide und dem

Von des Blattes Schneide geht ein Strich
der, aus Stahl,
unendlich fein, unendlich
starr die Milch-Straße
durchquert,
der - ohne Berührung - sich von ihr
hebt - nicht hängt
noch stößt -

Die Zartheit der Blume
unversehrt
durchquert die Räume

 - William Carlos Williams, Frühling und Alles, nach (wcw)

Rose (3)

The Rose

The stillness of the rose
in time of war
reminds me of
the long sleep just begun
of that sparrow
his head pillowed unroughed
and unalarmed upon
the polished pavement or
of voluptuous hours
with some
breathless book when
stillness was an eternity
long since begun

Die Rose

Das Stillschweigen der Rose
mitten Im Krieg
erinnert mich an
den langen kaum begonnenen Schlaf
jenes Spatzen dort
der geruhsam sein Haupt
und ohne Sorge hin
auf das glatte Pflaster legt
oder an Stunden der Lust
über irgendeinem
Buch atemlos, und da
war die Stille eine Ewigkeit
die längst angebrochen war

 - (wort)

Rose (4)  Rosen, die duftenden Blüten namentlich der weißen und der Gartenrose fanden bis ins 19. Jahrhundert hinein in der Küche Verwendung, indem man teils die unzerstückten Blumen in eine Mischung von Eigelb, Zucker, Süßmandelbrei, Zimt und Zitronenschale getunkt und dann in Schmalz oder Butter gebacken, als gefüllte Rosen oder, in siedenden Zucker getaucht, als kandierte Rosen oder, in mit Wein angemachten Teig umgedreht und in Schmalz gebacken, als gebackene Rosen aufsetzte oder indem man die Blätter und Knospen zerstampfte und zerhackte und daraus mit den entsprechenden Zusätzen Rosencreme, Rosensulz, Rosengefrorenes, Rosenkaltschale, Rosenkonserve und sogar Rosenbrötchen zur Bereitung einer Rosen-Milchsuppe (!) herstellte. Alle diese Mixturen gelten gegenwärtig für Präparate -vom aller-schlechtesten Geschmack. Ebenso entschieden hat sich die Neuzeit vom Rosemoasser abgewendet, das noch zu Ruhmohrs Zeit (um 1830} in Norddeutschland vielfach gebraucht wurde, besonders zur Bereitung des sogenannten Rosenwasserbreies, eines Mehlbreies, der mit Zucker und Safran gewürzt und in Wein mit Rosenwasser gekocht wurde; nur ganz vereinzelt wagt sich noch die eine oder andere »schöne Seele« von Küchenfee mit einem Rosengelee (Apfelgelee mit Rosenwasser parfümiert) hervor, erntet aber in der Regel schlechten Dank mit dieser poetischen Anwandlung. Im Orient dagegen stehen der Rosenessig als Salatwürze und der Rosenzucker als Konfekt noch immer in .besonderem Ansehen. - (ap)
 
 

 

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