omeo

Romeo

IVAN TURGENEV: Alter degoutanter Trinker, schmutzig, gewalttätig, bald ganz verblödet, der schlechten Tabak raucht, Sanguiniker, stupide, schwatzhaft wie eine Elster, brüllt und stinkt wie ein Bock - kurz, ein Romeo. Sein unverändert stupides und erstauntes Auge deutet auf einen alten Figuranten.

PAULINE VIARDOT: Offenbar alter Chorist von frühester Jugend an. Er ist ein Schwätzer erster Güte. Sogar im Chor zählt er laut die Pausen mit. Wenn er singt, stößt er seinen Nachbarn mit den Ellbogen den Takt in die Rippen, besonders seinen Nachbarinnen. Er ist sehr leidenschaftlich, behauptet, zu seiner Zeit ein großer Eroberer gewesen zu sein - mit seinen großen schwarzen Augen und seinem wie Roßhaar harten Bart. Er ist Baß-Bariton, böser und strenger Richter über ausländische Künstler, die zu Vorstellungen in die Hauptstadt kommen. Er gestikuliert bei den Chorauftritten energisch und schwätzt unablässig. So sehr man ihn zur Ordnung ruft, ihn tadelt - nichts fruchtet. Schrecklich schmutzig und stinkend unverheiratet - riecht immer nach Alkohol und Knoblauch und nach schlechter Zigarre.

- (turg)

Romeo (2)  Es begann die Zeit der Träume, in denen sie nackt auf der Straße war und sich schämte, weil alle Männer sie anschauten. Das heißt, es träumte ihr, die Männer betrachteten die Weiber wie Kühe auf dem Markt, und sie stand nackt auf diesem Markt unter den Männern, die sie musterten, um zu sehen, ob ihr Fleisch noch etwas taugte. Das ist normal, sagt Alida, aber man macht sich vor, daß es in der Ehe anders wird, aber es wird nie etwas anders, und die Männer schauen dich immer an wie eine Kuh, bis du sie nicht mehr interessierst. Aber die Schande, die sie im Traum erlitt, blieb auch tagsüber an ihr haften, denn sie glaubte, jeder Mensch, der ihr begegnete, wisse, daß ihr Mann hinter den anderen Weibern her war und seine Frau nicht mehr beachtete. Ihr Romeo schaute sie nämlich nie an, und er sagte es ihr sogar, daß sie ihn nicht mehr anmachte. Er sagte es ihr ohne Umschweife, und wenn sie ihn fragte: »Was soll ich dann tun, nach deiner Meinung?«, war das die Antwort ihres Mannes: »Heirate einen anderen, dann wirst du sofort interessant für mich.« Nach diesen Worten gähnte er und wollte keine Widerrede hören.  - Gianni Celati, Im Nebel und im Schlaf. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
 
 

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